Neueröffnung:Schloss-Pächter wollen junges Publikum

Vor allem Abends soll mehr Leben in das altehrwürdige Renaissance-Gemäuer einkehren. Die Eröffnungsfeier gibt einen Vorgeschmack.

Von Gregor Schiegl, Dachau

Violett steht dem Dachauer Schloss ausgezeichnet. Der Renaissancebau der Wittelsbacher ist peppig angeleuchtet, auf der Terrasse tummeln sich Dutzende von Gästen. Anzug und Krawatte trägt hier keiner, es ist sehr warm an diesem Freitagabend, die neuen Pächter feiern die offizielle Eröffnung des Schlosscafés, das den Betrieb schon am 17. Juni aufgenommen hat. Lange Zeit galt die Dachauer Altstadt ja als Ort, an dem abends tote Hose herrscht. Erst in den vergangen Jahren haben neue Lokale der hübschen Altstadt wieder richtig Schwung gegeben. Auch die Münchner Matthias Schlick und Jörg Hautmann vom Gastronomiebetrieb mit dem vielversprechenden Namen "Schöne Aussichten" haben sich vorgenommen, richtig Leben ins alte Renaissance-Gemäuer zu bringen. Bisher war das Dachauer Schloss, ein Überbleibsel der viel größeren Sommerresidenz, die die Wittelsbacher auf dem Altstadtberg errichten ließen, vor allem Kaffee- und Kuchentreff; abends herrschte unter der Woche ziemliche Flaute. Wohl auch deswegen mussten die früheren Betreiber immer wieder das Handtuch werfen. Immer wieder Insolvenz.

"Wir wollen mehr junges Publikum", sagt der neue Pächter Matthias Schlick. Man sieht es am Interieur. Die altbackenen Holzstühle von früher, die dem Schlossrestaurant immer etwas von einer Seniorenresidenz der gehobenen Klasse gaben, sind fort. "Die neuen Stühle finde ich toll - viel gemütlicher als die alten", lobt Sebastian Leiß, Gast und Kreisrat der Freien Wähler Dachau (FWD). "Es wirkt jetzt alles viel lockerer und nicht mehr so exklusiv." Die Tische sind aus grob gemasertem Holz, es gibt eine kleine Ecke mit knallgrünen Ledersofas, in der Mitte des Restaurants steht eine wurmstichige Werkbank mit Schraubstock, ziemlich sinnlos, aber egal, ein paar Gags müssen sein. An den Wänden hängen Bilder, nichts Schwülstig-Barockes, sondern quietschbunte, abstrakte Gemälde. Man muss sie nicht für große Kunst halten, aber optisch setzen sie einen erfrischenden Kontrapunkt. Das fällt auch CSU-Stadtrat Wolfgang Reichelt auf. "Ich bin sehr positiv überrascht", sagt er mit anerkennendem Nicken. "Die Einrichtung finde ich sehr schön, auch den Kontrast mit der Kunst. Vom Stil passt es sehr gut." Und ja, "auch das Essen ist sehr gut".

Torten aus hauseigener Produktion

Patrick Kempf, ebenfalls Gast, außerdem Gastronom und mit den neuen Betreibern bestens bekannt, steht an der Schlossmauer und lässt den Blick schweifen: "Die Location und der Ausblick sind schon mal die halbe Miete. Aber natürlich kann man so einen Ort nur betreiben mit richtiger Professionalität. Man muss von Anfang an 100 Prozent geben." Die Bedienungen schwirren mit Tabletts herum, die Gänge werden in kleinen Gläsern gereicht. Kalte Rote-Beete-Suppe. Tagliatelle mit Spargel-Ragout. Saibling mit Süßkartoffel. Entrecôte auf Bratkartoffeln und Gemüse. Zum Finale raffinierte kleine Pralinés. "Gute Aussichten" hat selbst zwei Konditoren mitgebracht, früher waren sie in Diensten bei Starkoch Alfons Schuhbeck und im Münchner Seehaus. Sie sind es auch, die hier die Torten und Kuchen backen. Alles aus eigener Produktion.

Die Küche arbeite mit Produkten aus der Region, versichert Matthias Schlick. Nur der Wein kommt nicht aus dem Landkreis, aber immerhin der Händler. Stefan Hohlenburger aus Haimhausen hat einen kleinen Tisch aufgebaut und verkostet eine Auswahl seiner Weine. "Ich habe alles, was schmeckt", sagt er gut gelaunt. "Schöne ansprechende Weine und wirklich toll für das Preisniveau." Natürlich ist die Schlossgastronomie nichts für den ganz kleinen Geldbeutel, aber zu teuer soll es auch nicht sein. "Wir sind hier in Dachau und nicht in München", sagt Schlick. "Wir passen die Preise schon an die örtlichen Verhältnisse an."

Bar mit Aussicht

Ganz neu ist die Bar im kleinen Pavillon an der Burgmauer. Früher stapelten sich hier alte Stühle, jetzt steht hier ein Kühlschrank und eine Theke, alles ist blitzblank. Nach einem guten Abendessen sollen die Dachauer hier, wenn sie wollen, noch einen Absacker nehmen, das ist die Idee. Serviert werden hier auch Longdrinks wie der GinChilla, der in der Barszene gerade extrem angesagt ist. Es ist so etwas wie ein Gin Tonic im Grün - mit Gurkenstückchen und Rosmarin. Serviert wird er in einem Gläschen mit Schraubverschluss. Das ist hip, wenn auch keine brandneue Idee. "Es ist sehr nett geworden", sagt Stadt- und Kreisrat Robert Gasteiger (FWD). Für die Stadt sei diese neue Schlossgastronomie auf alle Fälle ein Gewinn. "Ich hoffe, dass es nun auch von den Dachauern angenommen wird."

Öffnungszeiten: Montag und Dienstag Ruhetag, Mittwoch bis Freitag ab 14 Uhr, Samstag ab 12 Uhr, Sonntag 11 bis 19 Uhr. Warme Küche bis 22 Uhr.

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