Neue Leitung im Kreisjugendring:Demokrat aus Überzeugung

Ludwig Gasteiger

Beim Kreisjugendring in Dachau ist er kein Unbekannter mehr: Ludwig Gasteiger hat sich als stellvertretender Geschäftsführer bereits einen Namen gemacht.

(Foto: Lukas Barth)

Ludwig Gasteiger ist der neue Geschäftsführer des Kreisjugendrings Dachau. Als Stellvertreter hat er sich bereits besonders gegen Rechtsextremismus eingesetzt. Jetzt will er die Internationale Jugendbegegnung erneuern

Von Walter Gierlich, Dachau

Der Stabswechsel ist sanft erfolgt. Ehe Ludwig Gasteiger zum 1. Januar 2018 alleiniger Geschäftsführer des Kreisjugendrings (KJR) Dachau wurde, übte er das Amt drei Monate lang gemeinsam mit seinem Vorgänger Peter Bernard aus, der zum Jahresende in den Ruhestand ging. Allzu viel Neues musste sich der 40-Jährige für den neuen Posten nicht aneignen, war er doch schon zweieinhalb Jahre lang stellvertretender Geschäftsführer und hat in dieser Funktion eines der wichtigsten Projekte des KJR angestoßen und auf den Weg gebracht: Die "Partnerschaft für Demokratie" im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie Leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit" (Bericht unten).

Gasteigers Anfänge in der Jugendarbeit, wenn man das, was er damals mit Freunden machte, schon so nennen möchte, liegen ziemlich weit zurück. Der in Odelzhausen aufgewachsene Soziologe war bereits mit 14 Jahren dabei, als eine Clique jugendliche Selbstverwaltung in einem Bauwagen einübte, wie es auf dem Land bis heute noch mancherorts üblich ist. Bald gehörte er zu den Organisatoren des Riding-higher-Festivals. Diese Benefiz-Konzerte finden seit 2001 in unregelmäßigen Abständen in einer Sandgrube bei Odelzhausen statt. Immer noch ist der neue KJR-Geschäftsführer Vorstandsmitglied im "Move together e.V.", dem Trägerverein der Veranstaltung. Er ist als KJR-Vertreter auch Gründungsmitglied des Runden Tisches gegen Rassismus in Dachau. Ein Ausflug in die Politik endete im vergangenen Sommer nach seiner Wahl zum KJR-Geschäftsführer vorzeitig: 2014 war er für die Grünen in den Kreistag eingezogen, doch als Interessenvertreter der Jugend im Landkreis hielt er es für notwendig, parteipolitisch unabhängig zu sein und legte das Mandat nieder.

Demokratieerziehung ist ein Grundprinzip

Zum Kreisjugendring ist er vor neun Jahren als pädagogischer Mitarbeiter und Gemeindejugendpfleger von Sulzemoos gekommen. In dieser Zeit arbeitete Gasteiger einige Jahre lang nebenher als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Augsburg. Verglichen mit den Achtzigerjahren, als Peter Bernard anfing, habe sich viel verändert, erklärt Gasteiger: "Der KJR hat ein gutes Standing als zuverlässiger Partner von Landkreis und Gemeinden." Nicht nur das Ansehen des KJR ist in den vergangenen Jahrzehnten gewachsen, sondern auch die Aufgaben und mit ihnen das Personal. Waren es einst zwei Teilzeitbeschäftigte, so arbeiten heute 17 Frauen und Männer für die landkreisweite Organisation. Zur Organisation von Freizeiten und Ferienfahrten sowie der Beteiligung an den ersten internationalen Jugendbegegnungszeltlagern in den Achtzigern in Dachau ist die Gemeindejugendarbeit gekommen, die Jugendsozialarbeit an Schulen und die Partnerschaft für Demokratie. Dabei, so betont Gasteiger, ist Demokratieerziehung nichts Neues, sondern "ein Grundprinzip, das sich schon immer durch alle Arbeitsbereiche zieht".

Heuer übernimmt der KJR Dachau von der Evangelischen Jugend München die Federführung der Internationalen Jugendbegegnung, die bereits zum 36. Mal stattfinden wird. Das bringt eine Mehrbelastung für den KJR mit sich, weswegen Gasteiger froh ist, "dass die Unterstützung durch die Stadt und den Landkreis da ist". Die Veranstaltung, die es Teilnehmern aus aller Welt ermöglicht, sich mit der Geschichte des Konzentrationslagers Dachau, dem Nationalsozialismus und heutigen Formen von Ausgrenzung, Rassismus und Diskriminierung zu beschäftigen, hat dem KJR-Geschäftsführer zufolge wieder steigende Teilnehmerzahlen. Dennoch ist für ihn klar, dass die Jugendbegegnung erneuert werden muss, da die Zeitzeugen weniger werden. "Wie setzt man sich mit Entstehung und Geschichte des Nationalsozialismus auseinander, so dass die Jugendbegegnung auch wieder für Jugendliche aus Dachau und München interessant wird?" Diese Frage sieht Gasteiger als große Herausforderung für die Zukunft. Aber keineswegs als einzige.

Jugendkulturzentrum in der MD-Papierfabrik

Das 2006 auf Initiative des Kreisjugendrings ins Leben gerufene Projekt eines Jugendkulturzentrums (Juku) in Dachau auf dem Gelände der ehemaligen MD-Papierfabrik, dessen Realisierung seit Jahren nicht vorankommt, ist für den neuen KJR-Chef "eine der großen Entwicklungsmöglichkeiten für Jugendarbeit und außerschulische Bildung". Und er ist optimistisch: "Meine Prognose ist, dass es kommt." Der KJR habe noch einmal eine umfassende Umfrage gemacht und von mehr als 130 Jugendleitern, Kulturschaffenden und -veranstaltern Rückmeldungen erhalten. "Es gibt einen riesigen Bedarf an Orten für praktisches Lernen, für Bandübungsräume, Ateliers, Werkstätten, Veranstaltungsräume und ein Jugendcafé", fasst Gasteiger das Ergebnis zusammen. "Das Juku muss einerseits gut organisiert sein. Andererseits braucht es Raum, wo sich Jugendliche selbst organisieren können."

Dieses Jahr werde der KJR, der nach seiner Ansicht die perfekte Struktur für die Trägerschaft der Einrichtung hat, ein Betriebskonzept entwickeln und der Stadt die Bedarfe melden. Dabei betont Gasteiger: "Demokratisch organisiertes Miteinander der unterschiedlichen Initiativen und Nutzergruppen steht im Mittelpunkt."

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