Neue Kindertagesstätte:Laut spielen, in Ruhe lernen

Hebertshausen hat 4,2 Millionen Euro in ein Kinderhaus für Hort und Mittagsbetreuung investiert. Damit ist der derzeitige Bedarf an Plätzen gedeckt. An diesem Samstag ist die ganze Gemeinde eingeladen, die Eröffnung und Namensgebung zu feiern

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Zum Eingang führen durch den Kiesboden noch Schalungsbretter statt eines gepflasterten Wegs, im Gebäude riecht es ein wenig nach frischer Wandfarbe: Das neue Kinderhaus in Hebertshausen ist gerade fertig gestellt, doch Kinder wie Pädagogen fühlen sich bereits wohl im neuen, großzügigen Domizil. "Alle sind begeistert", sagt Leiterin Silke Theobald. Schließlich waren die 140 Mädchen und Buben von Hort und Mittagsbetreuung bisher in einzelnen Räumen verstreut im Schulgebäude untergebracht. Der zweigeschossige Neubau, in den sie vergangene Woche umgezogen sind, bietet nun Kindern wie Mitarbeiterteam viel mehr. Nämlich großzügige, helle Räume, dazu Rückzugsecken, Spielflur, separaten Bewegungsraum und eine moderne, dennoch gemütliche Mensa. Und ein Gefühl der Gemeinschaft unter einem Dach. "Wir freuen uns." Mitfreuen darf sich das ganze Dorf: Zum offiziellen Einweihungsfest am Samstag, 10. März, sind von 10 Uhr an alle Bürger eingeladen. Bei der Feier wird das Kinderhaus dann auch einen Namen erhalten.

Kurz vor 12 Uhr mittags marschieren die ersten Kinder mit roten Backen von der benachbarten Schule herüber. Schon liegen die ersten Schulranzen auf dem Boden, Jacke und Schuhe werden abgelegt, erste Fahrzeuge über den nagelneuen lindgrünen Linoleumboden bewegt. Einige der Neuankömmlinge marschieren schnurstracks ins Bauzimmer, wo Kunststoffboxen mit hunderten knallbunten Elementen auf kreative Ideen angehender Ingenieure warten. Wer hungrig ist, meldet sich ab zum Essen und speist mit seinen Freunden in der Mensa, die mit dezent bunten Stühlen freundlich eingerichtet ist. Natürlich müssen auch im neuen Kinderhaus leidige Hausaufgaben erledigt werden, aber dafür gibt es nun separate, ruhige Räume.

Der Umzug ist kaum eine Woche her, trotzdem strahlt der Neubau schon freundliche Gemütlichkeit aus. Dafür haben die Kinder mit eifriger Bastelarbeit selbst gesorgt: Bunte Osterhasen blinzeln durch bodentiefe Glasfenster hinaus auf den Hof, an der Tür wacht "Horti", ein knallgrünes, einäugiges Fabelwesen aus Buntpapier, das die Hortkinder schon vor längerer Zeit zu ihrem Maskottchen ernannt haben. Im neuen Haus ist "Horti" an vielen Stellen präsent, sogar aus einem Papier-Osterei schlüpft das Fantasiewesen.

Weniger sichtbar ist das Plus an Freiheit, das der Neubau eröffnet. Wo bisher oft Absprachen und Rücksichtnahme auf den Schulbetrieb nötig waren, haben Kinder und Pädagogen im eigenen Kinderhaus mehr Flexibilität. So kann laut gespielt werden, auch wenn in der Schule noch gelernt wird. Und wer im Hort gerne Mathe üben oder einen Hefteintrag fertig stellen will, muss nicht warten, bis ein Klassenzimmer frei wird. "Für alle ein Gewinn", sagt Leiterin Silke Theobald. Doch der Neubau, den sich die Gemeinde 4,2 Millionen Euro hat kosten lassen, schafft nicht nur ein optimales Umfeld für die bisher schon bewährten Angebote von Hort und Mittagsbetreuung. Vielmehr baut Hebertshausen damit auch die Kapazitäten aus. So wird neu im September eine zweite Hortgruppe eröffnen. Und schon im Januar gestartet ist eine Gruppe für die Allerjüngsten, bis Ende April werden dann 24 Kleinkinder in zwei Gruppen betreut.

Aktuell leben "Große" und "Kleine" unter einem Dach, aber fast in zwei Welten. "Wir hatten in der ersten Zeit noch nicht viele Berührungspunkte." Das könnte sich ändern, sobald das Freigelände ums Haus angelegt ist. Die Arbeiten dafür werden im Mai beginnen, sagt Bürgermeister Richard Reischl (CSU). Der Außenbereich am Haus könnte nach den Sommerferien fertig sein. Zusätzlich können die Kinder auch den Spielplatz am Weinberg nutzen, der nur wenige Minuten entfernt liegt. Und der sogenannte Lehrerwald, der direkt ans Haus grenzt, soll als Naturspielgelände für die Mädchen und Buben erschlossen werden. "Sich in einem natürlichen Umfeld frei bewegen, sich verstecken und mit Stöcken spielen, viele Kinder kennen das gar nicht mehr", sagt Reischl. Ein Wald direkt am Kinderhaus bietet sich an, diese Erfahrung den Kleinen zu erschließen.

Mit dem Kinderhaus schafft die Gemeinde wichtige Betreuungskapazitäten, doch diese decken gerade den aktuellen Bedarf. Der Gemeinderat hat deshalb schon das nächste Projekt auf den Weg gebracht: Die Krippe Sankt Peter in Ampermoching, wo derzeit 32 Kinder betreut werden, wird um 16 Plätze erweitert. Insgesamt stehen dann im Gemeindegebiet in beiden Einrichtungen 70 Plätze bereit, die Betreuungsquote beträgt dann 70 Prozent. "Das sollte passen", hofft Reischl. Zumindest fürs erste. Langfristig könnte erneut Handlungsbedarf entstehen, weil die Gemeinde Neubaugebiete entwickelt und mit dem Zuzug auch Betreuungsbedarf entsteht. Doch Hebertshausen ist vorbereitet, verfügt mit dem alten Schulhaus in Prittlbach über ein Gebäude, das bei Bedarf zur Kita umgebaut werden kann. Das ist allerdings Zukunftsmusik. Jetzt steht erst einmal das gerade fertig gestellt Kinderhaus im Mittelpunkt. "Baukosten und Terminplan sind eingehalten worden", freut sich Reischl. "Das ist ein Grund zum Feiern."

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