Naturschutz:Der Schrecken des Springkrauts

Neophyten verdrängen heimische Pflanzen und lösen mitunter Allergien aus. In einer gemeinsamen Aktion bekämpfen Naturfreunde, Vereine und Behörden die gebietsfremden Gewächse

Von Sarah Stemmler, Dachau

Ausgerüstet mit Hacke, Spaten und Freischneider sind 50 Naturfreunde aus dem Landkreis Dachau kürzlich in den Kampf gezogen. Das Ziel ihrer Mission: gebietsfremde Pflanzenarten, die heimische Gewächse verdrängen, zu beseitigen. Solche sogenannten Neophyten finden sich auf vielen ökologisch wertvollen Flächen im Landkreis. Die ehrenamtlichen Helfer rupften, mähten und schnitten in ihrer Freizeit unter anderem in den Amperauen, den Seitenbächen der Glonn und an der Würm. Anlass für den Auszug der Naturschützer war der Neophytenaktionstag, der vor neun Jahren ins Leben gerufen wurde. An dem Projekt beteiligen sich seitdem der Bund Naturschutz, die Dachauer Naturfreunde und einige weitere Vereine sowie die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamts.

Goldrute, Knöterich und Springkraut sind in Bayern bereits weit verbreitet. Vor Kurzem erst hat das Bayerische Gesundheitsministerium eine Warnung vor dem Neophyt Ambrosia ausgesprochen. Wenige Pollen der Allergiepflanze genügen, um bei Allergikern Atembeschwerden und sogar Asthma auszulösen. Wegen der zunehmenden Verbreitung von Ambrosia, auch Traubenkraut genannt, macht das Gesundheitsministerium die Bürger auf die Gefahren aufmerksam. Die Zunahme der Ambrosiapopulation müsse gebremst, die Pflanze nachhaltig bekämpft werden, um Mensch und Umwelt zu schützen. Das ist leichter gesagt als getan, denn Ambrosia breitet sich als invasiver Neophyt besonders schnell aus.

Naturschutz: Die Naturfreunde Dachau und der Bundnaturschutz drängen mit Spaten und Freischneider gefährliche Neophyten zurück.

Die Naturfreunde Dachau und der Bundnaturschutz drängen mit Spaten und Freischneider gefährliche Neophyten zurück.

(Foto: oh)

Laut Informationen des Landratsamtes trat Ambrosia im Landkreis Dachau bisher nur vereinzelt auf. Die wenigen Fälle wurden erfolgreich bekämpft. Entdeckt man Ambrosia, erkenntlich am rötlichen Stiel und den ährenartigen Blütenköpfen, sollte man umgehend das Landratsamt kontaktieren. Die jüngsten Ambrosia-Meldungen waren glücklicherweise Fehlanzeigen, allerdings hat sich im Dachauer Landkreis ein anderer Neophyt breitgemacht: die Herkulesstaude.

Bei dieser Giftpflanze, die auch als Riesen-Bärenklau bekannt ist, handelt es sich ebenfalls um eine invasive Art. Bis zu fünf Meter Höhe kann die Herkulesstaude erreichen, und mit ihrem rotfleckigen Stängel und den weißen Blüten sieht sie fast apart aus. Die Gesundheitsrisiken, die mit dem Gewächs einhergehen, lassen das ansprechende Äußere jedoch rasch in den Hintergrund treten. Allein die Berührung mit dem Saft der Pflanze genügt, um schwere Verbrennungen davonzutragen. Die im Pflanzensaft enthaltenen Furocumarine verursachen in Kombination mit Sonnenlicht Hautverbrennungen, von denen Narben und Pigmentierungen zurückbleiben können.

Neophyten

Als Neophyten werden alle Pflanzen bezeichnet, die in unseren Breiten vor Entdeckung Amerikas (1492) nicht zu finden waren und ursprünglich nicht hier beheimatet sind. Wörtlich ließe sich "Neophyt" mit "neue Pflanze" übersetzen. Einige dieser Gewächse wurden absichtlich eingeführt, als Zier- oder Nutzpflanzen beispielsweise. Andere Neophyten jedoch wurden im Zuge der Globalisierung versehentlich eingeschleppt. Zwar sind viele dieser Pflanzen harmlos, manche jedoch bedrohen als invasive Arten die heimische Flora. Durch das Verdrängen anderer Pflanzen können sie bestehende Ökosysteme destabilisieren. Zudem haben einige Neophyten negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. sast

Die Bekämpfung der Herkulesstaude stellt eine Herausforderung für das Landratsamt dar. Um den Pflanzenbestand komplett zu beseitigen, muss in regelmäßigen Abständen gemäht werden, was bei großen Flächen auch einen großen Arbeitsaufwand bedeutet. Es sei eine "langwierige Geschichte", so der Sprecher des Landratsamts, Wolfgang Reichelt. Auf Privatgrundstücken könne man die Herkulesstaude leichter ausmerzen. Dafür seien die Eigentümer jedoch selbst verantwortlich, die Stadt Dachau bitte diese lediglich um eine Entfernung. Aus diesen Gründen konzentriert sich der Landkreis am Neophytenaktionstag hauptsächlich auf ökologisch hochwertige Lebensräume. Zwar kann man die Verbreitung der Neophyten nicht völlig aufhalten, besonders schützenswerte Flächen lassen sich dennoch bewahren.

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