Närrisches Treiben:Tausende im Faschingsfieber

Die Umzüge in Vierkirchen, Petershausen und Indersdorf sowie die Party in Dachau verlaufen weitgehend friedlich

Von Andreas Förster und Toni Heigl, Landkreis

Fasching im Landkreis: Am Wochenende feierten tausende Fans bei Umzügen in Vierkirchen, Petershausen und Markt Indersdorf sowie auf der Party der Stadt Dachau. Auf dem Rathausplatz in der Altstadt drängten sich am Samstag laut Polizei rund 3000 Menschen, mehr oder weniger fantasievoll kostümiert, und feierten überwiegend friedlich zur Musik von DJ Mike Thiel von Radion Gong 96.3. Allerdings kam es zu mehreren Zwischenfällen mit fünf leicht verletzten Besuchern, wie die Polizei mitteilt. Zwei hartnäckige Störer mussten mit Nachdruck vom Platz verwiesen werden. Vom Sturz bis zu Schlägereien mit mehreren Beteiligten und zahlreichen Alkoholvergiftungen reichte das Spektrum, relativ überschaubar - gemessen an der Größe der Veranstaltung, so die Polizei. Ein Beamter wurde in einem Gerangel am Schienbein verletzt.

2500 Zuschauer verfolgen das Spektakel in Vierkirchen

"Vierkircha narrisch", lautete das Motto am Samstag um 13.30 Uhr. Ein kilometerlanger Faschingszug zog durch die Gemeinde, angeführt von der Musikkapelle Vierkirchen und dem Wagen des Gemeinderats mit dem Slogan: "Bei uns regieren alle mit, egal ob Groko oder Jamaika". Etwa 2500 Zuschauer verfolgten das Spektakel, 2300 Teilnehmer waren angemeldet. Der Zug mit 62 Gruppen, darunter 45 aufwendig und fantasievoll geschmückte Faschingswagen, hat seine Grenze erreicht. Seit Dachauer keinen Faschingszug mehr veranstaltet, ist der Vierkirchener am Samstag der Höhepunkt. Wagen aus allein vier Landkreisen nahmen teil, politisch thematisiert wurden die Mietpreise, die verspätete Bahn, der Pflegenotstand oder die Pleiteflieger-Gruppe aus Pasenbach.

Es kam zu zwei Körperverletzungen, einen Widerstand gegen Beamte, weiter wurde der Täter einer sexuellen Belästigung ermittelt. Der Rathausplatz konnte um 19.30 Uhr geräumt werden, nachdem der letzte Stand nach mehrmaliger Aufforderung geschlossen hatte. Mehrere Faschingswagen verstießen gegen die Auflagen, ein Gespann wurde wegen der übermäßig betrunkenen Mitfahrer ausgeschlossen. Die Polizei war auch am Sonntag bei den Umzügen in Petershausen und Markt Indersdorf mit starken Kräften dabei, unterstützt vom Einsatzzug des Präsidiums Oberbayern Nord. Darüber lag am Sonntagabend noch kein Bericht vor.

Eine Blaskapelle, der Rest der Musik kommt aus der Konserve

"Wumpa wumpa wumpa" tönen die Techno-Beats aus den Mega-Boom-Boxen und Lautsprecher-Türmen vieler der 42 Wagen, die am Sonntag von Traktoren oder Unimogs durch Markt Indersdorf gezogen werden. Die Wagen kamen aus dem ganzen Landkreis sowie aus Freising und Pfaffenhofen. Wiesn-Ballermann-Hits und Schlager à la Andreas Gabalier, Helene Fischer oder DJ Ötzi. Viel Tradition ist nicht mehr. Die Blaskapelle der Indersdorfer Musikanten darf den größten Faschingsumzug in der Region zwar anführen, der Rest der Musik aber kommt aus der Konserve. Dazu passte die Kritik der Maisbrunner Faschingsnarren für mehr Brauchtum. Sie hatten sich zum symbolischen Trauerzug versammelt, ein "Prediger" lief vorweg und las dem Volk aus der Bibel die Leviten, dahinter liefen die ganz in schwarze Trachtenkleider gehüllten Frauen mit betretener Miene. Bis dann der Trauerzug für einige Augenblicke in den "Lasst uns Spaß haben"-Modus wechselt.

Die Gündinger Burschen kommen mit 200 Teilnehmern

Der Groko-Deal wurde gleich mehrfach durch den Kakao gezogen, etwa von der Faschingsrunde 73 Indersdorf, dem treuesten Teilnehmer. Sie begleitet den Faschingsumzug bereits seit Anfang der 1970er Jahre. Der Faschingsverein Altomünster hat wegen der 200 Cannabis-Pflanzen im Maisfeld bei Schmelchen seinen Wagen ganz im Hippie-"Flower-Bauer"-Look gestaltet. Die größte Gruppe stellten die Gündinger Burschen mit 200 Teilnehmern. Der Wagen aus Tandern hatte den Air-Berlin-Absturz zum Thema, das Indersdorfer Bienenvolk führte einen riesigen Bienenstock auf Rädern mit sich. Auf Wapperln prangten Sprüche wie "Sprüht der Bauer Glyphosat, wird der Biene ziemlich fad". Die Faschingsnarren bewarfen die etwa 15 000 Zuschauer mit jeder Menge Bonbons, Gummibärchen und Schnapsfläschchen. Dass in diesem Jahr keiner der Wagen umfiel, grenzt an ein kleines Faschingswunder. Ein Wagen aus Freising hat die zulässige Höhe von 4,2 Metern überschritten und wurde nicht zugelassen.

In Petershausen zählt mehr das Familiäre, Alkohol ist tabu

Beschaulicher ging es beim Umzug in Petershausen zu. Fünf eigene Wagen plus drei, die direkt von Indersdorf gefahren waren. Der Faschingsverein Kammerberg-Fahrenzhausen brachte seine Kinder- und Teenie-Garde mit, die mit ihrer Choreografie und Akrobatik begeisterte. Erich Kosak, Faschingskomitee, betont: "Bei uns zählt mehr das Familiäre, daher erlauben wir auch keinen Alkohol auf den Umzugswagen." Zwei Drittel der mehr als 1000 Besucher waren Kinder. Es fehlte nicht an lokalpolitischen Seitenhieben: etwa auf die Straßenausbaubeitragssatzung (Strabs) mit einer bestrapsten Schaufensterpuppe. Anschließend wurde in der Mehrzweckhalle zur Musik der Partyband Life Sound Team bis 21 Uhr weitergefeiert.

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