Nächster Halt Breitenau:Guter Plan, ohne die Bahn

Das Landratsamt präsentiert euphorisch Überlegungen für einen S-Bahn-Halt Breitenau. Bergkirchen ist dafür, Dachau und Karlsfeld hätten Vorteile. Nur die Eisenbahngesellschaft scheint von nichts zu wissen

Von Robert Stocker, Dachau

Wie kann Dachau vom Verkehr entlastet werden? Seit Jahren gibt es Planungen für eine Nordost-Umfahrung, auf der die Pendlerströme an der Stadt vorbei fließen sollen. Im Zuge dieser Planungen ist ein neues Projekt im Gespräch: Im Bergkirchener Ortsteil Breitenau soll wieder eine Haltestelle der S 2 Altomünster entstehen, an der Autofahrer in die S-Bahn umsteigen könnten. Dafür wäre ein großer P+R-Platz oder ein Parkhaus unmittelbar an der Haltestelle erforderlich. Die Planer haben auch eine bessere Straßenanbindung der Station im Auge. Der Landkreis hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, das all diese Optionen untersucht. Mit den beteiligten Behörden gab es erste Vorgespräche. Ob auch die Bahn mitzieht, muss sich noch zeigen.

Dachau und Karlsfeld ersticken im Verkehr. Täglich wälzt sich eine Autolawine Richtung Münchner Norden, wo auch viele Bewohner des Hinterlands ihren Arbeitsplatz haben. Staus sind an der Tagesordnung, die Fahrt zur Arbeit kostet Nerven und Zeit. Wenn Pendler vor den Toren Dachaus vom Auto auf die S-Bahn umsteigen würden, könnte der Stadt- und der Durchgangsverkehr weniger werden. Das ist der Grund für die Überlegungen, den Haltepunkt Breitenau nahe Dachau zu reaktivieren. Er wurde noch vor der Elektrifizierung der Strecke still gelegt. Die Wiedereinrichtung der Station sei jetzt massiv im Gespräch, sagte Landrat Stefan Löwl (CSU) der Dachauer SZ. Der Haltepunkt macht aber nur mit einem großen P+R-Platz oder einem Parkhaus Sinn, das hunderten Autos Platz bietet. "Wir müssen aber auch die Straßenanbindung der Station untersuchen", sagt Löwl. Deshalb gibt es Überlegungen, ein Teilstück der geplanten Nordost-Umfahrung Richtung Süden zu verlegen. Diese Trasse würde zur Staatsstraße 2047 und zur Bahnlinie führen. Experten erstellen derzeit ein Gutachten, das die Machbarkeit und die Verkehrsströme untersucht.

Einfluss der Großunternehmen auf Politik und Bahn

Der Bergkirchener Ortsteil Breitenau würde durch das Projekt wahrscheinlich expandieren. "Das bisher kleine Gewerbegebiet würde sich entwickeln", meint Wolfgang Reichelt, Medienbeauftragter des Landratsamts. Die Größe sei aber eine Angelegenheit der Gemeinde. Reichelt kann sich durchaus vorstellen, dass Werksbusse von Knorr-Bremse oder BMW den P+R-Platz in Breitenau mit dem Münchner Norden verbinden. "Wenn Mitarbeiter im Stau und nicht am Fließband stehen, ist das für die Firmen ein wirtschaftlicher Verlust." Die Großunternehmen hätten auch Einfluss auf Politik und Bahn, sagt Reichelt. Wenn sie mitziehen, wäre das ein Signal. Mit im Boot sitzt schon jetzt die Gemeinde Bergkirchen. "Wir würden das Projekt grundsätzlich sehr begrüßen", erklärt Bürgermeister Simon Landmann (CSU). Das gelte auch für alle anderen Gemeinden im Hinterland. Denn die Parkplatzsituation in Dachau sei nicht sehr günstig. Den P+R-Platz oder das Parkhaus müsste der Landkreis betreiben. Der Grund dafür sei in Privatbesitz.

Ob auch die Bahn mitzieht, ist derzeit noch unklar. Die Einrichtung des neuen Haltepunkts Breitenau müsste die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) finanzieren - und damit der Freistaat, erklärt ein Sprecher der S-Bahn München. Die BEG sei zuständig, wenn es um die Reaktivierung von Bahnlinien und Stationen geht. Ob es eines Tages wieder die Station Breitenau an der S 2 Altomünster geben wird, hängt von vielen Faktoren ab. Wichtige Punkte sind beispielsweise Fahrgastaufkommen sowie Wende- und Begegnungszeiten der Züge. Als vor vielen Jahren die Station Starnberg Nord auf der Linie S 6 eröffnet wurde, musste im Gegenzug die Haltestelle Mühlthal geschlossen werden. Der Grund: Wegen der zusätzlichen Station hätte sich die Wendezeit der Züge geändert. Möglicherweise müsste auch der neuen Station Breitenau ein anderer Haltepunkt an der S 2 Altomünster geopfert werden. Doch so weit sind die Planungen noch lange nicht. "Bei der S-Bahn München hat noch keiner etwas von den Plänen gehört", sagt der Sprecher. Ob die Bayerische Eisenbahngesellschaft etwas weiß, ist unklar. Eine Anfrage blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

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