Nach 346 Tagen:Die letzten Flüchtlinge verlassen die Karlsfelder Traglufthalle

Im Januar 2017 soll auch die Behelfsunterkunft in Bergkirchen aufgelöst werden.

Die letzten Asylsuchenden und Flüchtlinge haben die Traglufthalle in Karlsfeld an diesem Donnerstag verlassen. Das teilt das Landratsamt Dachau mit. Da eine vollständige Verlegung in andere Unterkünfte im Landkreis aus Kapazitätsgründen nicht möglich war, verteilen die Regierung von Oberbayern und das Landratsamt Dachau die zuletzt noch dort untergebrachten 16 Personen auch auf andere Objekte im Regierungsbezirk. Vorrangiges Ziel der Regierung ist es laut Landratsamt, solche Behelfsunterkünfte abzubauen. Die Traglufthalle im Karlsfelder Gewerbegebiet war fast ein Jahr lang in Betrieb. Nicht zuletzt wegen der prekären Wohnsituation auf engstem Raum ohne Privatsphäre kam es immer wieder zu tätlichen Auseinandersetzungen unter Flüchtlingen, aber auch mit Sicherheitskräften. Mehrfach rückte die Polizei an. Im März 2016 traten einige Flüchtlinge aus Protest gegen die Unterbringung in der Massenunterkunft sogar in einem mehrtägigen Hungerstreik.

Die Traglufthalle in Karlsfeld wurde Mitte November 2015 errichtet, nachdem der Landkreis extrem hohe Zugänge verzeichnete; bis zu 62 Flüchtlinge pro Woche wurden dem Landkreis damals zugewiesen. Zu Spitzenzeiten waren 288 Leute aus elf Nationen in der Traglufthalle untergebracht. Am 7. November wird die mobile Unterkunft wieder der Firma Paranet aus Berlin übergeben, die sie voraussichtlich Mitte Dezember abbauen wird. Die Behelfsunterkunft war 346 Tage in Betrieb.

Die zweite Traglufthalle im Landkreis steht im Gewerbegebiet in Bergkirchen. Sie beherbergt derzeit noch 128 Menschen und soll im Januar aufgelöst werden. "Wir sind froh, diese Behelfsunterkünfte nun endlich schließen zu können", sagt Landrat Stefan Löwl (CSU). "Die große gesamtgesellschaftliche Herausforderung der Integration derjenigen, die bei uns bleiben, haben wir aber noch vor uns." Vordringlich sei es nun, geeigneten Wohnraum "für alle sozial Bedürftigen" zu schaffen. Leider fehlten dafür oft die geeigneten Grundstücke, sagt Löwl.

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