München/Dachau:Vollmundig und malzig

Das Dachauer Volksfestbier wird derzeit eingemaischt

Von Benjamin Emonts, München/Dachau

Die riesigen Kupferkessel im alten Löwenbräu Sudhaus an der Nymphenburger Straße kennt fast jeder. Doch wie sieht's drinnen aus? Der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und Volksfestreferent Robert Gasteiger (FW) wollen es genau wissen, und so halten sie am Dienstag ihre Köpfe über die Luke. Tief unten wird eine flüssige Masse gerührt. An den Rändern sammelt sich Schaum, in der Mitte schwimmt Malz auf der Brühe. Es ist Dachauer Volksfestbier, das hier gerade eingemaischt wird. So nennt man den Vorgang im Fachjargon.

Oberbürgermeister von Dachau Florian Hartmann (am Stuhl) drückt den Startknopf (Maus am Computer) für das Einmaischen des Dachauer Volksfestbieres.

Dann betrachtet der Oberbürgermeister zusammen mit Volksfestreferent Robert Gasteiger den Sud durch die Luke.

(Foto: Florian Peljak)

Wie jedes Jahr hat die Großbrauerei Anheuser-Busch, die das Dachauer Festmärzen in München herstellt, Vertreter der Stadt Dachau zu sich eingeladen, um beim ersten Brauvorgang dabei zu sein. Das Wasser in dem Kessel kommt aus Tiefbrunnen auf dem Areal der Brauerei, zu der Franziskaner, Löwenbräu und Spaten gehören. Das Malz aus Donau-Ries wird mit dem Wasser bei verschiedenen Temperaturen erhitzt und verrührt, sodass verschiedene Inhaltsstoffe aus dem Malz herausgelöst und die enthaltene Stärke in Zucker umgewandelt werden. Erst später, in einer sogenannten Würzpfanne, kommt dann der Hopfen dazu. In einem Keller gärt das Bier acht bis zehn Tage, später wird es noch 50-55 Tage gelagert. Wenn es dann in Dachau in 5000-Liter-Tanks ankommt, wird es einen Alkoholgehalt von 5,8 oder 5,9 Prozent haben, die Stammwürze liegt bei mehr als 13,5 Prozent. Für Anheuser-Busch ist Dachau das wichtigste Volksfest nach dem Münchner Oktoberfest, sagt Vertriebsleiter Thomas Richter. Insgesamt werden für das Volksfest mit jährlich mehr als 300 000 Besuchern drei Sude hergestellt. Am Ende entspricht das einer Menge von 1800 Hektolitern Bier, das sind nicht weniger als 180 000 Mass. "Das reicht dicke. Da gibt sich keine Brauerei die Blöße, dass das Bier ausgeht. Das wäre fatal", sagt Braumeister Stefan Müller.

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Foto: Florian Peljak

Eigenes Bier wird übrigens nur für das Oktoberfest und das Dachauer Volksfest gebraut. Der Geschmack hat sich im Laufe der Jahre kaum verändert. Bis heute wird das Volksfestbier nach dem alten Rezept des Ludwig-Thoma-Märzen gebraut, das damals noch in der Dachauer Schlossbrauerei kredenzt wurde. Es ist bernsteinfarben, vollmundig und hat einen extrem malzigen Charakter", schwärmt Braumeister Stefan Müller. Seine leichte Hopfenmarke schleicht sich zwar leise, aber doch deutlich bemerkbar aus dem Hintergrund heran. Trotz seines starken Malzgeschmacks sei das Dachauer Festbier süffig. Kopfschmerzgefahr sei wegen der langen Lagerzeit quasi nicht vorhanden, außer man kippt zu viel Klares hinterher. Unschlagbar aber ist der Preis für das Bier mit 5,80 Euro pro Liter. Auf dem Münchner Oktoberfest bekäme man dafür nur etwas mehr als eine Halbe, wenn es dort solche Gläser denn gäbe.

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