München/Dachau:Europas Schande

München/Dachau: Die Regisseurin Karen Breece will der Stimme der Flüchtlinge aus Kriegs- und Armutsregionen Gehör verschaffen.

Die Regisseurin Karen Breece will der Stimme der Flüchtlinge aus Kriegs- und Armutsregionen Gehör verschaffen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Regisseurin Karen Breece wirft in ihrem neuen Stück einen Blick auf die Realität der Flüchtlinge

Von Helmut Zeller, München/Dachau

In der Politik und in Talkshows wird über die Flüchtlinge viel diskutiert - aber kaum jemand redet mit ihnen. Das neue Theaterprojekt der Regisseurin Karen Breece aus Dachau bringt dagegen die Menschen auf die Bühne und verschafft ihren Stimmen Gehör. Auf der Basis von Interviews und Gesprächen mit Flüchtigen, aber auch Beamten der Ausländerbehörden und Münchner Bürgern öffnet "Welcome to Paradise" einen realistischen Blick jenseits von Vorurteilen und Angst auf die Menschen, die vor Krieg, Gewalt, Armut und Perspektivlosigkeit nach Europa flüchten.

Noch nie waren so viele Menschen auf der Flucht. Sie fliehen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan, aus Afrika, aus der Ukraine, aber auch aus dem Kosovo. In einer Welt, in der sich der Fluss von Waren, Geld und Informationen globalisiert, die Immigration von Menschen aber als bedrohlich empfunden wird, sind Konflikte vorprogrammiert. Europa schottet sich ab und nimmt in Kauf, dass Tausende von Flüchtlingen sterben, die bei einer Liberalisierung der Einwanderung nicht den gefährlichen Weg über das Mittelmeer nehmen müssten.

Wer darf bleiben, wer wird abgeschoben? Wie gehen Bund, Länder und Kommunen "in unserem Namen" mit den Flüchtlingen um? "Welcome to Paradise" möchte zeigen, wie diese Menschen in Bayern leben. Die Zuschauer erfahren etwas über ihre Enttäuschungen, Wünsche und Realität der Menschen zwischen Warten, Hoffen und Nicht-Ankommen. Viel bleibt da, das darf schon verraten werden, von der sogenannten Willkommenskultur nicht übrig. Das Theaterprojekt lässt aber auch die zu Wort kommen, die die Vorgaben einer rigiden Abwehr-Politik umsetzen. Wer sind jene, die an Schreibtischen über Bleibeberechtigungen entscheiden? Im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, in den Ministerien, in der Bezirksregierung oder den Ausländerbehörden. Karen Breece geht der Frage nach, welche Perspektiven sich im Gespräch mit Asylbeamten, Sachbearbeitern und Regierungsmitarbeitern auftun. Sie interessiere, sagt die Regisseurin, was passiere, wenn man diese verschiedenen Perspektiven in einem Theaterprojekt zusammenführt und einander gegenüberstellt.

Die Uraufführung am Samstag, 20. Juni, findet in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Sankt Matthäus statt. Der Ort ist mit Bedacht gewählt: Der Sendlinger-Tor-Platz ist Transitort, an dem Hungerstreik, Bagida-Demonstrationen und Gegendemonstrationen stattgefunden haben. "Ein Ort in der Mitte Münchens, an dem die verschiedenen Stimmen in Dialog treten", erklärt die Regisseurin. Das Theaterstück entstand in einer Koproduktion des Münchner Volkstheaters mit Karen Breece. Es spielen: Sebastian Mirow, Justin Mühlenhardt, Pascal Riedel, Lenja Schultze und Constanze Wächter.

Uraufführung: Samstag, 20. Juni, 20.30 Uhr im Gemeindesaal der Evangelisch-Lutherischen Kirche Sankt Matthäus in München. Weitere Aufführungen: 23., 27., 30. Juni, sowie 1. Juli. Beginn: jeweils 20.30 Uhr. Eintritt: 15 Euro, ermäßigt 8,50 Euro. Vorverkauf über das Münchner Volkstheater und alle Vorverkaufsstellen von MünchenTicket.

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