Mode:"Schmusen warad jetz schee"

Mode: Bei der Firma Edelstoff werden die Shirts von Christoph und Laura Forstner bedruckt.

Bei der Firma Edelstoff werden die Shirts von Christoph und Laura Forstner bedruckt.

(Foto: Toni Heigl)

Das Modelabel "Bavarian Couture" druckt freche, bayerische Sprüche auf T-Shirts. Dahinter stecken zwei Geschwister aus Schwabhausen

Von Anna-Sophia Lang, Dachau/Schwabhausen

Es begann mit einem ganz normalen Spruch. "Die mim Huad san guad", druckte Christoph Forstner auf ein T-Shirt. "Die mim Kappi san dappi", müsste noch folgen, dann wäre der Ausspruch vollständig. Eigentlich bedeutet er nicht viel mehr als das, was da steht. Dass Hutträger coole Leute sind. Leicht zu verstehen. Eine Blödelei auf Bairisch. Christoph war damals noch in der Berufsschule in Fürstenfeldbruck. Etwa fünf Jahre ist das nun her. Dass sich die fixe Idee eines Tages zu einem richtigen Geschäft entwickeln würde, einem eigenen Label, ahnte Christoph da noch nicht.

An diesem Septembertag steht ein anderer Spruch auf seinem Hoodie. "Bazi di bavaria", weiß auf burgunderrot. Ein Wort groß, wie mit einem dicken Pinsel gemalt, die anderen zierlich und geschwungen. Und dann die kleine Breze, die aussieht wie ein Herz. Das Symbol von Bavarian Couture. So haben Christoph und Laura, das Schwabhausener Geschwisterpaar, ihre Marke genannt. Damit man gleich weiß, womit man es zu tun hat. Bayerische Mode.

Traditionell, aber nicht verstaubt. Keine Tracht, richtige Klamotten. Das ist den beiden wichtig. Eine Tracht ist für sie etwas Ganzes, nicht ein einzelnes Teil, das mit moderner Kleidung kombiniert wird. Mit der Wiesnzeit haben ihre Entwürfe deshalb nicht viel zu tun, und die Zahl der Bestellungen auch nicht. "Unsere Klamotten sollen etwas Authentisches für die bayerische Jugend sein", sagt Christoph. Für alle, die sich mit den Sprüchen auf den Shirts und Pullovern identifizieren können, die sie nicht als Gag tragen.

"Schmusen warad jetz schee" steht darauf, "Fuchsdeifeswuid" oder "Heid gehma moang erst ins Bett". Positiv, gemütlich, nicht zu derb sollen die Sprüche sein, das bayerische Lebensgefühl zum Ausdruck bringen. "Wir wollen den bairischen Dialekt entstauben", sagt Christoph, "ihn cool rüberbringen. Weil er doch total schön ist."

Laura, schüchterner und stiller als ihr Bruder, setzt den Text gestalterisch um. "Einfach gehalten, gradlinig, nicht zu viel Schnickschnack." Optik, Stil und Sprache sind durchgängig. Jede Woche kommen neue Ideen dazu, bald sind die Wintermotive dran. Die Oberteile werden von einer belgischen Firma geliefert, die fair gehandelte Bio-Baumwolle aus Bangladesch bezieht. Daneben war Christoph und Laura wichtig, dass Schnitte und Farben modern sind. Immer wieder holen sie sich dafür Inspiration auf Modeblogs, und reagieren auf die Vorlieben ihrer Kunden. Mal wird ein Stück ganz rausgenommen, oder es kommt eine neue Farbe dazu.

Minzgrün, Himbeere, Graumeliert und Burgundy stehen auf der langen Liste, die neben der spinnenartigen Maschine bei der Textildruck-Firma Edelstoff im Gewerbegebiet Dachau-Ost liegt. Hier werden die Shirts aus Belgien zu Bavarian Couture. Acht Mitarbeiter sind mit dem Druck beschäftigt, auch Stick und Beflockung bietet das Unternehmen an. Seit einem Monat wird die ganze Kollektion von Bavarian Couture hier bedruckt, zwei Mal pro Woche, je nach Bestellungen. "Wegen der Qualität", sagt Christoph.

Mode: Christoph Forstner aus Schwabhausen ahnte nicht, dass sich aus seiner Idee ein eigenes Label entwickeln würde.

Christoph Forstner aus Schwabhausen ahnte nicht, dass sich aus seiner Idee ein eigenes Label entwickeln würde.

(Foto: Toni Heigl)

Es gäbe nichts Schlimmeres für sie, sagen die Geschwister, als wenn ihre Sachen an ramschigen Touristenständen hängen würden oder in billigen Pop-up-Stores verkauft würden, bei denen es zurzeit überall Dirndl für 15 Euro gibt. Sie wollen authentische Mode machen, die ihren Charakter wiedergibt. "Wir reden bairisch, wir sind mit der Mundart und den Traditionen aufgewachsen. Wir stehen hinter dem, was wir machen."

Der Plan ging auf. Aus einer Laune wurde Ernst. Die ersten Kunden waren die Freunde. Stück für Stück wuchsen die Bestellungen, Woche für Woche wurden die Fans auf Facebook und die Follower auf Instagram mehr. Nur der ursprüngliche Zusatz "Ivxo" vor dem Labelnamen, eine Fantasiekreation, musste wegfallen. Ein serbisches Modelabel mit ähnlichem Namen drohte mit einer Klage. Geschadet hat das nicht. Inzwischen können die Geschwister von ihrem Label leben. Christoph ist 24, Laura 22, bald kommt sie ins dritte Semester Medien und Kommunikation in Augsburg. Davor hat sie eine Ausbildung zur Mediengestalterin gemacht.

Christoph ist im Frühsommer aus Cambridge zurückgekommen. Zwei Semester war er dort an der Anglia Ruskin University als Teil seines internationalen BWL-Studiums an der Hochschule Landshut. "Eigentlich bin ich auch eher der Kreative", sagt er. Das Studium war eine Vernunftentscheidung, die ihm nun zugute kommt.

Im Elternhaus haben sich die Geschwister ein kleines Büro eingerichtet. Der Tag beginnt mit Mails, fast 50 sind es jeden Morgen, jede wird beantwortet. Dann kommt die Buchhaltung dran, Kontaktpflege mit Bloggern und was sonst noch anfällt. Es hilft, dass sie Geschwister sind, sagen die beiden. So können sie auch am Wochenende arbeiten, vor allem können sie offen miteinander reden. Der Online-Shop, über den sie den größten Teil ihrer Kleidung verkaufen, läuft immer besser. Bald soll es auch Caps geben. Die Fans sind schon ganz ungeduldig.

Christoph und Laura sind verhalten optimistisch. Sie wollen nicht zu viel auf einmal angehen. "Wenn man etwas gut machen will, muss man sich beschränken." Wie es weitergeht? "Erst mal an die nächsten paar Wochen denken." Weitermachen und genießen. Alles nicht zu ernst nehmen. Mode, sagt Christoph, sei schließlich ein kurzweiliges Geschäft. Dennoch, es hat sich viel getan seit jenen Tagen in der Berufsschule. Die Tage, in denen nur die mit den Hüten cool waren, sind vorbei.

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