Aus ornithologischer Sicht ist es um den Landkreis Dachau gar nicht gut bestellt. Die Kohlmeise macht sich aus dem Staub, die Krähen breiten sich aus und nun kollidierte auch noch ein Käuzchen mit einem Auto. Die Aufgabe, es aufzunehmen, zu beruhigen und zum Arzt zu bringen, übernahm - na, klar - die Polizei. Für wen auch wäre die Polizeiinspektion Dachau nicht zuständig? Jener Mann jedenfalls, der das Nachtvögelchen am Samstagabend gegen 21.45 Uhr verletzt auf der Freisinger Straße auf Höhe des Leitenbergs in Dachau fand, rief die 110, die Sorgennummer für alles, was lebt oder in Gefahr ist oder beides.
Die Dachauer Polizisten schickten einen Streifenwagen. In diesem wurde das Tier auf die Dienststelle transportiert. Obwohl nachtaktiv, wollte es lieber in einem Pappkarton ausruhen, gewärmt von einer Decke aus einer der Arrestzellen. Ob diese in jener Nacht nicht besetzt war oder ob der darin befindliche Delinquent überredet wurde, seine Decke an einen Kauz abzugeben, ist nicht überliefert. Am Sonntagmorgen wurde das Federtier im grünweißen Krankentransport in die Vogelklinik Oberschleißheim gefahren.
Vielleicht haben die Polizisten, ohne es zu wissen, damit einen Vogel des Jahres gerettet. Zu diesem wurde nämlich der Waldkauz gekürt. Auf der Suche nach Futter und Unterkunft begibt er sich an Straßen, Stromleitungen, Zäunen und Bahntrassen in ständige Lebensgefahr. Selbst gebastelte Nistkästen und alte, hohle Bäume sind ihm eine Hilfe. Wie fragil der Lebensraum der gefährdeten Tiere ist, zeigt ein Blick auf den Speiseplan des Waldkauzes. Darauf steht auch die Haselmaus - der drollige, aber seltene Knopfaugennager ist das Wildtier des Jahres 2017.