Seit dem Jahr 2003 stellt die Unesco "kulturelle Ausdrucksformen" in den Fokus der Öffentlichkeit, indem sie beispielsweise die Schafhaltung in Bayern zum immateriellen Kulturerbe erklärt, das Spitzenklöppeln im Oberpfälzer Wald oder die traditionelle Dörrobstherstellung im Steigerwald. Bayern ist ein Hotspot des Weltkulturerbes, weil es dort so viele ulkige Traditionen gibt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch das Fingerhakeln, die Bierzeltrede und das "Öha!" Aufnahme finden.
Doch man muss den Blick über den eigenen Tellerrand weiten. So ist die "Cuisine française" bereits 2010 als immaterielles Kulturgut anerkannt worden, was jeden in Erstaunen versetzen muss, der jemals in einem guten Pariser Restaurant gespeist hat: Die französische Küche kann nämlich auch extrem materiell sein - muss aber nicht. Petershausen hat es sich in dieser Hinsicht relativ light gemacht: Ihre Partnergemeinde Varennes befindet sich nicht im Périgord, dem berüchtigten Gänseleberdistrikt, oder in der Region Brie, wo der gleichnamige fett-cremige Käse herkommt, sondern in Lothringen. Dort werden Mirabellen angebaut wie Hopfen in der Hallertau. Das merkt man den Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum der Partnerschaft auch an: In der Petershausener Gelateria Salentino gibt es nun Eis aus Varennes mit Mirabellen. In der Götz-Apotheke lockt Süßes aus Mirabellen. In der Drogerie Hecht gibt es Eau de Vie de Fruits de Lorraine und Crème de Mirabelle. Marmeladen, Konfekte und Bonbons sind ebenfalls mit dem Aroma der Mirabelle erhältlich. Glückliches Varennes, das sich so einer vielseitigen Köstlichkeit rühmen kann.
Petershausens größte Spezialitäten sind ein total verstopfter Pendlerparkplatz und eine Ortsmitte, die immer noch eine grüne Wiese ist. Andererseits bietet das auch eine Chance: Man könnte darauf bayerische Schafe weiden lassen und Petershausener Käse machen. Der rasse Schafskäse und die säuerliche Mirabelle sollen prima zusammenpassen.