Mitten in Petershausen:Die Asbest-Affäre von Kollbach

Eine unglaubliche Geschichte: Gemeindemitarbeiter reißen kontaminierte Hütten ab, die Anwohner atmen den gefährlichen Staub ein - und niemand weiß, wie es dazu kommen konnte

Von Helmut Zeller

Es war schon ein starkes Stück: Mit grenzenloser Arglosigkeit gingen Petershausener Bauhofmitarbeiter, die natürlich von irgend jemand den Auftrag haben mussten, dieser Tage ans Werk. Sie rissen rasch und effizient zwei asbesthaltige Hütten auf Gemeindegrund ab - die aber hätten in diesem Fall von Fachleuten entfernt werden müssen. Statt den Auftrag, wie eigentlich vorgesehen, auszuschreiben, erging aber wohl von einem besonders lockeren Zeitgenossen die Order an den Bauhof - klar, der Mann oder die Frau in der Verwaltung wollte dem Bürger halt Geld sparen oder litt bei seiner Entscheidung an Atemnot. Auf dem Grundstück sollen zwei Container für Obdachlose errichtet werden. Das Resultat: Die Anwohner, die übrigens die Obdachlosen nicht in ihrer Nachbarschaft haben wollen, atmeten jetzt auch noch den asbesthaltigen Staub bei den Abbrucharbeiten ein - das muss ein Niederschlag wie bei einem Vulkanausbruch gewesen sein. Als sie wieder durchatmen konnten, stürmten sie das Rathaus.

Bürgermeister Marcel Fath (FW) hat sich schon mehrfach Bürgerkritik zugezogen. Auch wenn ihn - nach allem, was man bisher weiß, - persönlich keine Schuld trifft, wird er sich aus der Asbestaffäre von Kollbach so leicht und rasch nicht herausziehen können. Das hat noch längst kein Ende, auch nicht mit der Versicherung Faths für eine rasche Aufklärung zu sorgen. Am Sonntag teilte ein Bürger mit, dass die Reaktion des Bürgermeisters auch eher unglücklich war. Die Anwohner hätten auf Gemeindekosten in eine Pension ziehen können, bis sich der Staub gelegt hat. Nur eine schriftliche Zusage gab es nicht: "Gehen sie mal in eine Pension und sagen, die Gemeinde Petershausen zahlt das, da werden sie bestimmt freundlich vor die Türe gesetzt."Da hat der Mann Recht. Diese Geschichte glaubt doch kein Hotelier - das fällt überhaupt allen schwer.

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