Mitten in Karlsfeld:Süßer Kindergarten

Wie die Namenssuche für eine Tagesstätte die Erzieher und die Gemeinderäte beschäfigt

Kolumne von Christiane Bracht

Nomen est omen, sagten die alten Lateiner. Stimmt das? In einer Untersuchung der Universität Oldenburg, die zugegebenermaßen schon fast zehn Jahre alt ist, wurden 500 Grundschullehrer gefragt, welcher Vorname bei ihnen die Assoziation "verhaltensauffällig" auslöst. Das Ergebnis war eindeutig: 54 Prozent gaben "Kevin" an. Heute wird der einstige Modename kaum mehr vergeben. Wer will seinem Kind schon den Stempel "verhaltensauffällig" als Start ins Leben mitgeben? Der Name, er ist also wichtig, er ist so etwas wie die Eintrittskarte - nicht nur bei Kindern, auch bei Geschäften, Vereinen, Initiativen oder Organisationen. Und so wird oft lang überlegt und viel gestritten. Besonders erfindungsreich sind Friseure: Von "Hair-lich" über "Schönheitsrausch" oder "Schnittraum" bis "Cutting Crew" hat man schon alles am Schaufenster gesehen. Früher hießen sie einfach "Salon Brigitte" oder wie auch immer die Chefin gerade hieß. Heute lockt so ein altbackener Name kaum noch Kundschaft - zumindest nicht die hippe.

Auch Kindergärten und Krippen sind inzwischen nicht mehr nur evangelisch, katholisch oder gemeindlich. "Zwergerlstube" oder "Spatzennest" klingt doch irgendwie netter. Vielleicht schicken die Eltern ihren Nachwuchs lieber dorthin, wenn der Name schon so putzig ist. Die Pädagogen des neuen Kinderhauses am Lärchenweg in Karlsfeld haben sich deshalb die Köpfe zerbrochen, wie sie ihre neue Einrichtung nennen sollen. "Wir wollen, dass mit uns etwas Positives assoziiert wird", sagte der neue Leiter Matthias Schießl am Dienstag im Hauptausschuss. Deshalb sei die Wahl auf "Glücksklee" gefallen. "Es ist schwierig bei der Vielzahl an Kindergärten, etwas Passendes zu finden", sagte Ursula Weber (CSU). Schießl erklärte: "Wir haben vier Kindergartengruppen und vier Krippengruppen - es ist wie bei einem vierblättrigen Kleeblatt." Natürlich soll sich der Name auch in der Architektur widerspiegeln, und so hoffte er auf schnelle Zustimmung. Im Mai, so Kolbe, soll das Kinderhaus eröffnen.

"Die Kindertagesstätte ist ein Ort, wo die Kleinen glücklich sein sollten. Warum also nicht?", befand Weber und auch die meisten anderen im Rat bestärkten die Pädagogen in der Wahl ihres Namens. Einzig Holger Linde (CSU) zeigte sich wenig begeistert: "Glücksklee, da denkt man doch an ein Produkt", monierte er. Und so habe er zu Hause den Kühlschrank aufgemacht und siehe da: Glücksklee ist Fertigsahne. Strahlend zeigte er seinen Kollegen die Dose. "Aber es ist doch was Süßes", entgegnete Bürgermeister Stefan Kolbe lachend. Adrian Heim (Bündnis für Karlsfeld) konnte Lindes Kritik da besser nachvollziehen: "Vielleicht sollten wir das Kinderhaus eher ,Schatzinsel' oder so nennen. Sonst heißt der nächste Kindergarten vielleicht ,Bärenmarke'."

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