Mitten in Karlsfeld:Die Tierliebe und ihre Grenzen

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Flauschiges Fell und große Augen - davon sind fast alle begeistert. Aber bei Ratten hört der Spaß für die Karlsfelder auf. Die Nager sollen sich in der Gemeinde massenhaft vermehren. Bürgermeister Stefan Kolbe ist gelassen und glaubt an eine baldige Lösung des Problems. Aber in München haben sich Ratten schon einmal schlauer als die Verwaltung erwiesen

Von Christiane Bracht

Große Augen, flauschiges Fell, rosa Schnäuzchen: Das erweicht die Herzen. Nicht nur die Kleinen drücken sich da stundenlang die Nasen platt, um den kleinen Eisbären in Hellabrunn zu beobachten oder den Äffchen bei ihren Tollereien zuzuschauen. Auch Erwachsene lieben Tiere: Der Igel bekommt öfters mal was hingestellt, für die Enten und Schwäne gibt's ein paar Krümel Brezen. Sie sollen ja nicht hungern müssen, während man selbst Schweinshaxn und Ripperl schlemmt. Am besten aber haben es Kätzchen und Hundewelpen. Wenn sie unbeholfen ihre ersten Schritte machen, schmilzt selbst der Hartgesottenste dahin. Der Blick wird sanft, alles andere rückt in den Hintergrund und bald schon schnurrt der Mensch mit dem Tier um die Wette, während die Hände zärtlich durch das weiche Fell streicheln. Ein Moment der Vollkommenheit.

Das bestätigt sogar das EKG. Den ganzen Tag über war der Mensch nie so entspannt wie gerade in dieser Stunde, in der er die Katze streichelte. Für manche ist das vielleicht sogar der Grund, warum sie lieber in Gesellschaft von Hunden oder Katzen sind, als sich mit ihren Artgenossen abzuplagen. Die Schauspielerin Ingrid van Bergen zum Beispiel: Mehr als 100 Tiere soll sie zeitweise gehabt haben.

Aber alles hat seine Grenzen. Bei Schlangen und Reptilien scheiden sich die Geister schon sehr. Ziemlich einig ist man sich indes bei Ratten. "In der Rathausstraße wimmelt es nur so vor Ratten", klagt Erika Seidenspinner. Die Karlsfelder Gemeinderäte verziehen angewidert die Gesichter. "Vom Fenster aus kann ich sie abends sehen. Und unter den Bodendeckern sind mindestens 100 Löcher. Da können die Ratten ungestört überwintern." Das klingt nach einer echten Plage. Man stelle sich nur vor: Eines Tages steigt man nichts ahnend aus der Dusche und just in dem Moment hüpft eine Ratte ins Bad. "Die Aufträge sind erteilt", sagt Bürgermeister Stefan Kolbe völlig entspannt. Seine Gelassenheit in allen Ehren. In München haben sie es mit Gift bereits probiert. Aber die Ratten erwiesen sich als schlauer.

© SZ vom 01.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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