Mitten in Karlsfeld:Bahn frei für Kampfschwimmer

Wenn der Bürgermeister zwischen plauschenden Freundinnen und flotten Wassersportlern schlichten muss

Von Walter Gierlich

Es ist ein ziemlich altes, aber böses Spiel, das wohl jeder Autofahrer schon erlebt und sich darüber furchtbar geärgert hat: Man ist auf der Autobahn gerade dabei, einen Lastwagen zu überholen, als sich von hinten ein teurer Nobelschlitten nähert und dem vermeintlichen Schleicher mit der Lichthupe zu verstehen gibt, dass er auf der linken Spur nichts zu suchen hat. Was also tun? Stur bleiben und den Drängler warten lassen? Oder doch lieber nachgeben und sich hinter den Lkw einreihen und kräftig abbremsen? Da die Nötigung mit der Lichthupe verboten ist, könnte man den Raser auch anzeigen und ihn so vielleicht für einige Zeit zur Vernunft bringen. Macht aber Ärger und erfordert Aufwand.

Doch die Autobahn ist beileibe nicht der einzige Kampfplatz zwischen Verkehrsteilnehmern. Fußgänger auf städtischen Trottoirs wissen ein Lied davon zu singen, wie sich plötzlich von hinten ohne Vorwarnung ein Radler in hohem Tempo vorbeidrängt. Der Schreck fährt einem in die Glieder und so mancher betagte Flaneur hat danach regelrecht wacklige Knie. Eine Meldung bei der Polizei erübrigt sich, denn Fahrräder haben nun mal kein Nummernschild, mit deren Hilfe der Verkehrssünder zu ermitteln wäre.

Aber nicht nur harmlose Autofahrer und Fußgänger fühlen sich bisweilen arg genötigt, sondern auch Besucher des Karlsfelder Hallenbads, wie SPD-Fraktionschefin Hiltraud Schmidt-Kroll jüngst im Gemeinderat beklagte. Badegäste, die mit ihren Kindern herumplanschen oder mit Freunden und Freundinnen im lauwarmen Wasser gemütlich den neuesten Klatsch austauschen wollen, fühlen sich durch flotte Sportschwimmer - vielleicht sollte man sie besser gleich Kampfschwimmer nennen - bedrängt. Diese zögen rücksichtslos ihre Bahnen, weswegen Schmidt-Kroll um Abhilfe bat.

Das sei ganz einfach, antwortete Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). Man werde mit einer Leine eine Bahn abteilen, auf der sich die sportlichen Schwimmer dann nach Herzenslust austoben können. Irgendwie klingt das gespenstisch: So als wollte man den Rasern auf der Autobahn eine eigene Fahrspur zugestehen - für beide Richtungen.

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