Mitten in Karlsfeld:Ausspähen zwecklos

Mitten in Karlsfeld: Ortsvorsitzender Bernhard Gaigl (links) übergibt Werner Proprentner die Schlüssel zum CSU-Info-Point.

Ortsvorsitzender Bernhard Gaigl (links) übergibt Werner Proprentner die Schlüssel zum CSU-Info-Point.

(Foto: oh)

Der Karlsfelder CSU-Ortsverband setzt in Zeiten von Datenlecks und Online-Überwachung auf die ideale Form der Kommunikation: den Schaukasten.

Von Gregor Schiegl

Der CSU-Ortsverband Karlsfeld setzt neue Maßstäbe in der Kommunikation mit dem Bürger: Er hat einen Schaukasten aufgestellt. Wer nicht weiß, was für ein neumodisches Ding das schon wieder sein soll, dem sei es kurz erklärt: Ein Schaukasten ist so etwas wie eine Homepage, die nie abstürzt, weil es keine Java-Plugins gibt, die sich aufhängen. Es ploppt auch keine nervige Werbung auf, lästiges Scrollen entfällt ebenfalls, man muss nur die Augen bewegen. Das gibt es tatsächlich!

Der Inhalt ist gesichert, und zwar nicht mit einem windigen Passwort wie "WaddeHaddeKolbeDa". Administrator und CSU-Gemeinderat Werner Proprentner hat einen richtigen Schlüssel aus richtigem Blech, die Firewall ist aus solidem Glas. Der Datenschutz dieser CSU-Informationseinheit - der bereits elften im Gemeindegebiet - ist auf höchstem Niveau angesiedelt; weder die Datensauger der NSA noch die von Google oder Facebook können den Schaukasten-User ausspähen. Es sei denn, sie sitzen zufällig gerade im Bus 702, wenn er an der Bushaltestelle gegenüber dem Gut Rotschwaige hält. Dort züchtet CSU-Gemeinderat Wolfgang Offenbeck Erdbeeren, was aber kein großes Geheimnis ist.

Andere Gruppierungen haben ebenfalls Schaukästen im Gemeindegebiet, von der SPD bis zum ADFC, sie machen darum aber nicht so viel Gewese und gelten deswegen auch nicht als so innovativ wie die CSU. Die ist übrigens auch im Internet zu finden, einer Parallelwelt voller Kätzchen, besorgter Bürger und nackter Frauen. Man bewegt sich surfend hindurch, allerdings ohne Surfbrett. Man braucht dazu Laptop und Lederhose, wobei die Lederhose nicht zwingend ist. Weit verbreitet ist auch das Smartphone, bei den Franken heißt es "Wischkästla". Im Grunde ist es nur ein kleiner portabler Schaukasten aus Plastik, der Strom frisst. Aber das ist schon ein alter Hut.

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