Mitten in Hebertshausen:Klimawandel im Glashaus

In den Sommermonaten kommen die Mitarbeiter des Rathauses ins Schwitzen. Jetzt überlegt der Gemeinderat, wie man trotzdem einen kühlen Kopf bewahren kann

Von Petra Schafflik

Der Klimawandel hat Hebertshausen erreicht: Nun ja, der Klimawandel zeitigt schon seit Jahren negative Folgen für den ganzen Landkreis. Zum Beispiel schlugen die Förster kürzlich wieder Alarm, dass die Wälder im ohnehin waldärmsten Landkreis Bayerns gefährdet sind. 2009 berief der Landkreis eine Klimaschutzbeauftragte, ehrgeizige Ziele wurden formuliert, Bürger und Kommunalpolitik gehen Hand in Hand, um zu retten, was noch zu retten ist. Der gläserne Treppenhaus-Turm des Hebertshausener Rathauses jedenfalls nicht mehr. Dort kommen die Mitarbeiter in den Sommermonaten inzwischen enorm ins Schwitzen. Dann wandelt sich nämlich das gläserne Bauwerk, das im Südwesten dem Gebäude vorgelagert ist, in einen tropischen Brutkasten. Gleichzeitig heizt es die angrenzenden Büros mächtig auf. 30 Grad werden an den Schreibtischen immer wieder gemessen. "Das widerspricht dem Arbeitsschutz", erklärte Bürgermeister Richard Reischl (CSU) jetzt den Gemeinderäten.

Das Problem ist bekannt, seit das Rathaus 2001 nach Plänen des renommierten Architekten Werner Fauser saniert und erweitert wurde. Weil die Zahl der Hitzetage aber von Jahr zu Jahr drastisch steigt, muss die Gemeinde jetzt handeln. Eine Klimatisierung der acht Büros wäre aber unwirtschaftlich. Allein die Geräte würden 55 000 Euro kosten, zudem viel Strom verbrauchen. "Das wäre energietechnisch ein Fiasko", sagt der Rathauschef, trüge also wenig zum Klimaschutz bei. Außenjalousien am Glashaus kommen auch nicht in Frage - dann wäre ja die ganze schöne Ästhetik beim Teufel. Bleiben 9000 Euro teure Hitzeschutzfolien. Rathauschef Reischl hofft, dass es "kein Problem mit der Optik gibt." Vor allem aber, dass die Mitarbeiter künftig auch in den Sommermonaten wieder stets kühlen Kopf bewahren können. Apropos Kopf: Auch im Landkreis wurde lange genug der Klimawandel bezweifelt - nur so dumm, ihn als eine Erfindung der bösen Chinesen abzutun, wie US-Präsident Trump das sagte, ist natürlich kein Kommunalpolitiker (mehr).

Wirklich kapiert haben es aber noch immer einige nicht, weshalb sie sich im Kreistag weigern, die Reststücke des Dachauer Mooses zu retten - käme nämlich auch dem Klima zugute. Der Glasturm wird in Folien gekleidet - vorerst. Wenn einmal orkanartige Stürme über das Dachauer Land hinwegbrausen, halten ihn die Folien auch nicht mehr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: