Mitten in Großberghofen:Nix gwiss woaß ma ned

Ein spektakuläter Polizeieinsatz löst im Dachauer Hinterland wilde Spekulationen aus

Von Benjamin Emonts

Unbescholtene Bürger aus dem kleinen Großberghofen im Dachauer Hinterland fühlten sich am vergangenen Donnerstag nicht mehr sicher auf ihrem alltäglichen Spaziergang. Vor dem örtlichen Schützenverein war plötzlich ein Großaufgebot von Polizei aufgekreuzt. Aus mehreren Streifen- und einem Mannschaftswagen eilten Einsatzkräfte in voller Montur und teilweise schwer bewaffnet auf ein Auto zu, das samt der Passagiere regelrecht auseinandergenommen wurde. So viel konnten die Passanten noch erkennen. Doch über den Grund des Einsatzes mussten sie tagelang nur spekulieren.

Aber das können Dorfbewohner erfahrungsgemäß gut. Nirgends verbreiten sich Gerüchte so vehement und rasant wie auf dem Land. Weil: Nix gwiss woaß ma ned. Was wurde nicht alles gemutmaßt? War es ein Einsatz gegen eine Terrorzelle, die ausgerechnet im beschaulichen Großberghofen ihre perfiden Pläne ausheckte? Ein verstecktes Drogenlabor, in dem Crystal Meth gekocht wird und von dem aus der ganze Landkreis mit Amphetaminen, Pillen und gefährlichen Pulvern überschwemmt wird? Oder vielleicht schon wieder ein Polizeieinsatz gegen einen Reichsbürger, der zuhause Waffen hortet und von denen es im Landkreis Dachau angeblich überdurchschnittlich viele gibt?

Nach mehreren Anfragen gab die Polizeiinspektion Dachau am Dienstag schließlich Entwarnung. Ein Nachbar hatte laut Polizeisprecherin Melanie Habersetzer per Telefon gemeldet, dass auf dem Parkplatz vor dem Schützenheim ein Mann mit einer Pistole hantiere und dabei sogar Schüsse abgegeben habe. Für die Polizei bedeutete das Gefahr in Verzug. Mehrere Streifenwagen der Inspektion und ein Mannschaftswagen vom Einsatzzug Fürstenfeldbruck begaben sich sofort nach Großberghofen in der Gemeinde Erdweg. Die verdächtigen Personen fanden sie dort auch vor und durchsuchten sie mit der gebotenen Ernsthaftigkeit. Die zwei Waffen, die die Beamten tatsächlich fanden, stellten sich als legal erworbene Schreckschusspistolen heraus, die der Besitzer aus Odelzhausen behalten durfte. Der Großeinsatz löste sich somit in Wohlgefallen auf. Und in Großberghofen begann die Gerüchteküche zu brodeln.

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