Mitten in der Region:Modische Prüfung

Die Mottowoche in den letzten regulären Unterrichtstagen vor der Abiprüfung gerät schnell zur Krise

Von Regina Bluhme

Die Tochter ist im Krisenmodus. Schon seit einer geschlagenen dreiviertel Stunde diskutiert sie mit Freundin Emmi über ein Problem, das jetzt kurz vorm Abi aufgetaucht ist. Es geht - Sie haben es geahnt - ums richtige Outfit. Der gesamte Abiturjahrgang soll eine Woche lang sensationell gestylt in die Schule kommen, und jeden Tag ist ein anderes Motto dran. Die Mottowoche in den letzten regulären Unterrichtstagen vor der Abiprüfung gehört zum Abschiedsritus. Am Gymnasium der Tochter heißt zum Beispiel Motto eins "Treff der Kulturen". Gut, hier sind sich die beiden Freundinnen relativ schnell einig. Sie vertreten die bairische Kultur und gehen im Dirndl. Vorausgesetzt, die Tochter findet die Schürze wieder, die seit dem Volksfest irgendwo in den Tiefen ihres Schranks herumlungert.

Motto zwei heißt "Gender Switch", und das wiederum verlangt dann doch eine Schaltung zur Whats-App-Gruppe der Q12. Die anschließende halbstündige Debatte erbringt folgendes Ergebnis: Kumpel Tom erhält das rote Kleid der Tochter, wofür sie wiederum von ihm ein cooles T-Shirt und eine Cap ausleihen darf. Dann wären da noch die Themen "Red Carpet" und "Erster Schultag" modisch abzudecken. Ein Unterfangen, das sich als höchst anspruchsvolle logistische Herausforderung entpuppt und dessen Ergebnis noch aussteht. Ganz schnell dagegen geht es beim Motto "Bad Taste". Wie man sich absolut geschmacklos kleide, das stelle nun überhaupt kein Problem dar, beruhigt die Tochter die Freundin: "Mensch Emmi, meine Mama hat den ganzen Schrank voll." Man könnte glatt die Krise kriegen.

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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