Mitten in der Region:Gewiefte Vereinsstrategen

Warum werben Vereine schon jetzt für die Versteigerung ungeliebter Weihnachtsgeschenke? Zeitliche Verwirrung oder geschickte Strategie?

Von Karin Kampwerth

Wer früher stirbt, ist länger tot" lautet die schlichte Weisheit eines Films von Marcus H. Rosenmüller. Die Botschaft, die dahinter steckt, ist so einfach wie genial, denn sie ordnet die Reihenfolge von Ereignissen und damit korrespondierenden Abläufe zeitlich richtig ein. Beispiele gibt es zahlreiche. Etwa aus dem Motorsport. In der Formel 1 heißt es, wer im Zweikampf vor einer Kurve zuletzt bremst, wird nicht überholt. In der Liebe gibt es die an Friedrich Schillers "Lied von der Glocke" angelehnte Redensart: "Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Bessres findet."

In Bezug auf die zeitlich korrekten Abfolgen ein wenig durcheinander kommt in diesen Tagen allerdings der geneigte Leser von diversen Vereinsankündigungen. Denn es werden vielerorts Christbaumversteigerungen angeboten. Derlei Veranstaltungen brauchen aber nachweislich ein Weihnachtsfest mit geschmacklosen Geschenken unter dem Baum, die geradezu nach einer Zweitverwertung schreien. Dabei ist noch nicht mal zweiter Advent und das Christkind - würde es bereits vor der Tür stehen -, müsste sich noch ganz schön die Füße vertreten, bevor es eingelassen wird.

Für die Zugezogenen sei hier kurz erklärt: Eine Christbaumversteigerung ist keine Gelegenheit, bei der Tannen günstig unter den Hammer kommen, sondern eine Zusammenkunft, bei der ungeliebte Gaben einen neuen Besitzer finden sollen. Der Erlös fließt jeweils in die Vereinskasse. Was nichts an der Tatsache ändert: ohne Fest keine Versteigerung.

Vielleicht aber steckt eine schlaue Strategie hinter der zeitigen Veröffentlichung. Wer dem Verein verbunden ist, könnte dazu animiert werden, Wunschzettel zu ignorieren und stattdessen Geschenke zu verpacken, welche die Beschenkten schnell wieder loswerden wollen. Eben auf jenen Christbaumversteigerungen zugunsten der Vereine. Insofern ist die zeitliche Einordnung vielleicht doch geschickt gewählt: Wer früher wirbt, macht besser Kasse.

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