Mitten in Dachau:Zur Kita auf einer unechten Straße

Stadträte lassen sich aufklären, was eine unechte Einbahnstraße ist

Von Petra Schafflik

Die Straßenverkehrsordnung hält in ihren vielen Details auch für geübte Verkehrsteilnehmer immer wieder Überraschungen bereit. Zu den Regelungen, die eher nicht allgemein bekannt sind, dürfte die "unechte Einbahnstraße" gehören. Kein Wunder, dass auch einige Dachauer Stadträte im Verkehrsausschuss erst einmal Aufklärung benötigten. Und sie erfuhren, dass in derartigen Straßen das Einfahren von einer Seite verboten, das Befahren innerhalb dieser aber in beiden Richtungen zulässig ist. Im Grunde handelt es sich also um eine ganz normale Straße, die aber nur von einer Seite angefahren werden kann. Verstanden?

Anlass für die Lektion in Straßenverkehrsrecht war die Frage, wie die Verkehrsführung rund um die neue Krippe am Otto-Kohlhofer-Weg künftig geregelt werden soll. Weil gleich neben der neuen Kita bereits der Kindergarten Brummkreisel liegt, wird ein reger Bring- und Holverkehr der Eltern erwartet. Zudem wird in direkter Nachbarschaft die Stadtbau demnächst Sozialwohnungen errichten. Die Straße muss also Platz für den Verkehr bieten, zugleich darf es nicht zu laut werden. Diese widersprüchlichen Anforderungen kann nach Ansicht eines beauftragten Fachbüros eine unechte Einbahnstraße am besten erfüllen. Eine solche würde Fahrzeuge über den Karl-Leisner-Weg, der zwischen Otto-Kohlhofer- und Niemeyerweg mit der Wohnbebauung neu entsteht, zu den Kitas lenken. Dort könnten die Kinder auf der rechten und damit sicheren Fahrzeugseite aussteigen, ausgefahren würde über den Otto-Kohlhofer-Weg. Die Einfahrt in den Otto-Kohlhofer-Weg von der Straße der KZ-Opfer aus würde nicht erlaubt.

Ein guter Kompromiss, um Interessen von Anwohnern, Kita-Mitarbeitern und Eltern unter einen Hut zu bringen, fand SPD-Verkehrsreferent Volker C. Koch, der offenbar kein Problem mit unechten Straßen hat. CSU und ÜB setzen wenig überraschend auf das Echte und Eindeutige. Eine "echte" Einbahnstraße sei klarer geregelt. Allerdings sind die vorgesehenen Verkehrsflächen breit genug für Gegenverkehr.

Einbahnstraße hin oder her, Bernhard Sturm vom Bündnis für Dachau ging es zu viel um den Autoverkehr und zu wenig um Radfahrer und Fußgänger. Der umweltfreundliche Verkehr müsse mehr gefördert werden, "damit wir wegkommen vom Eltern-Taxi". Am Ende gab es ein Bekenntnis für das Unechte: Mehrheitlich entschieden die Stadträte, die Planungen zunächst mit Fokus auf eine unechte Einbahnstraße weiterzuführen. Über die endgültige Verkehrsregelung soll separat entschieden werden. Bis dahin können die Stadträte ja noch ein paar Studien anstellen, zum Beispiel darüber, wie viel Gegenverkehr es in unechten Einbahnstraßen gibt.

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