Mitten in Dachau:Wirtschaftlich betrachtet

Wesentliche Aspekte der MD-Planung sind im Stadtrat anscheinend noch nicht ausreichend erörtert worden

Von Wolfgang Eitler

Wie es ausschaut, hat das Wort "Wirtschaftlichkeit" die Chance zum Unwort des Jahres 2015 in Teilen der Dachauer Kommunalpolitik zu werden. Denn CSU-Stadträtin Gertrud Schmidt-Podolsky hat in einem Gespräch mit der SZ ihre Entscheidung gegen einen größeren Grünbereich innerhalb des MD-Areals damit begründet, dass sich die Konversion der Industriebrache in einen neuen Dachauer Stadtteil auch finanziell darstellen müsse.

Jetzt schreibt Peter Heller, Vorsitzender des Bundes Naturschutz, Mitglied des Bündnisses für Dachau und dessen Festredner zum 25. Jubiläum, vor einigen Wochen in einem Leserbrief, dass "damit also nicht zuvorderst die Interessen der Stadt und ihrer Bevölkerung an der besten stadtplanerischen Lösung" stünden. Mit anderen Worten: Wirtschaftlichkeit wird zum Ausschlusskriterium für eine erfolgreiche MD-Planung.

Nun ist Heller nicht der einzige, der sich bei der SZ - meist telefonisch - gemeldet hat, um auf die angeblich so skandalöse Haltung der CSU insgesamt hinzuweisen. Aber haben die Kritiker recht? Wenn es so wäre, wie sie sagen, würde wahrscheinlich in ganz Deutschland nichts mehr gebaut werden können.

Die entscheidende Frage lautet also: Was ist wirtschaftlich? Was im Falle von MD? Ist mehr Grün als in den vorliegenden Plänen vorgesehen, unter Umständen nicht vorteilhafter und lukrativer, weil der neue Stadtteil attraktiver wird? Vor allem: Worin besteht die Wirtschaftlichkeit der Konversion aus Sicht der Stadt Dachau? Diese Frage reicht in die Diskussion über eine sozial gerechte Bodennutzung hinein, und sie umfasst auch die Integration des neuen Stadtteils in die Altstadt - beispielsweise durch ein spezielles Angebot an Kultur.

Wer weiß? Vielleicht wäre angesichts des schwierigen Bauens in der Altstadt eine MD-Quartiersgarage, gesamtwirtschaftlich betrachtet, sogar sinnvoll. Denn Neu- und Umbauten in der Altstadt drohen an der Parkplatzfrage zu scheitern oder unerschwinglich zu werden, wie die Debatte über das Gebäude der ehemaligen Koschadeklinik belegt.

Anscheinend sind im Stadtrat wesentliche Aspekte der MD-Planung noch nicht ausreichend erörtert. Vor allem die Wirtschaftlichkeit - trotz 470 Bürgerwünschen, 120 erfüllten und acht mit der Mehrheit von CSU, Bürger für Dachau, FDP und Freie Wähler Dachau abgelehnten. Vielleicht nimmt sich der Stadtrat im November bei der Abschlussdebatte die Zeit, der Öffentlichkeit endlich seine Ideen, vielleicht auch Visionen zu konkretisieren, die er mit dem neuen Stadtteil verfolgt.

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