Mitten in Dachau:Unfug ohne Grenzen

Nicht nur in der Nacht zum 1. Mai, auch in der Nacht zum Ostersonntag stellen Jugendliche allerhand Unsinn an. Deswegen Augen auf, nicht nur beim Eiersuchen

Von Robert Stocker

Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, hat der Liedermacher Reinhard Mey einst gesungen. Und auf der Erde? Da gibt es noch gewisse Regeln, auch, was das Eigentum der Menschen betrifft. Normalerweise kommt es einem friedliebenden Bürger nicht in den Sinn, die gepflegten Rosen seines Nachbarn zu rasieren. Es sei denn, es handelt sich um den Unbekannten, der sich seit Jahren in einem Narzissenbeet eines schwäbischen Gartenbesitzers bedient. Der Mann hat sich schon Nächte um die Ohren geschlagen, um dem Blumendieb das Handwerk zu legen. Bisher vergeblich. Auch die Polizei tappt noch im Dunkeln.

Dunkel ist es auch in der Freinacht, in der die Freiheit für manche ein bisschen grenzenlos ist. Das gilt in erster Linie für die Nacht vor dem 1. Mai, in der die Maibaumdiebe auf Beutezug sind. Die Burschen rücken das Ding erst dann heraus, wenn es die Besitzer mit Freibier auslösen. Manchmal verzieren die Diebe den gestohlenen Baum mit einem Gartentor, das sie irgendwo ausgehängt haben. Dass besonders Jugendliche auch in der Nacht zum Ostersonntag gern Unfug treiben, wissen eher nur die Einheimischen. Die Spaßmacher wickeln Autos mit Toilettenpapier ein, beschmieren Türklinken mit Öl oder schütten Waschmittel in Brunnen, bis eine dicke Schaumkrone aus dem Becken quillt. Einige Dachauer erinnern sich sicher noch, wie der Kraisy-Brunnen in der Augsburger Straße überschäumte. Die Stadtverwaltung war darüber nicht besonders amüsiert. Das gilt wohl auch für jene Bürger, deren Briefkästen mit Chinaböllern verwüstet werden.

Wer sein Haus vor der Freinacht niet- und nagelfest macht, ist in der Regel gut beraten. Fahrräder sollten aufgeräumt, Pflanzenkübel in der Garage gebunkert werden. Sonst könnte es sein, dass ein paar lustige Burschen sie im nächsten Bach versenken. Am Ostersonntag tun Autofahrer auch gut daran, einen scharfen Blick auf die Straße zu werfen. Denn die Fahrt zur Kirche oder zum Osterfrühstück könnte abrupt enden. Freinacht-Enthusiasten hebeln gern Kanaldeckel aus; wer mit seinem Fahrzeug in dem Loch stecken bleibt, wird buchstäblich aus dem Verkehr gezogen. Alles klar? Die Freunde der Freinacht freuen sich schon auf das Wochenende. In diesem Sinne: frohe Ostern.

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