Der Angeklagte vor dem Dachauer Amtsgericht hätte auch den Protagonisten einer Gauner-Komödie geben können. Er verkörpert einerseits den Typ Großvater, ein echt feiner Kerl, ehrlich, freundlich, ja, auch humorvoll. Andererseits kann er wirklich ein Fuchs sein, perfide Pläne entwerfen und damit herrlich dilettantisch scheitern - was ihn nun beinahe auch ins Gefängnis gebracht hätte.
Aber erst zur Vorgeschichte des filmreifen Gauners. Er kam vor neun Jahren nach Deutschland, ist 59 Jahre alt, ist aber ohne festen Wohnsitz, weshalb er manchmal unter Brücken schläft. Hin und wieder bekommt er einen Job, "schwarz", wie er zugibt. An anderen Tagen fährt er mit einem Freund ans Sendlinger Tor und spielt Gitarre, um sich ein paar Groschen zu verdienen. Sozialhilfe hat er nie erhalten. Ohne festen Wohnsitz ist das anscheinend nicht so einfach. Deshalb die Ausflüge ins Klein-Gangster-Milieu. Im Jahr 2015 fischte er mit einem Kumpel und beidseitigem Klebeband Münzen aus der Kasse an einem Blumenfeld zum Selbstpflücken. Er erbeutete damals 45 Euro und saß eineinhalb Monate in Untersuchungshaft. Dann fiel das Urteil: sechs Monate auf Bewährung.
Während dieser Zeit folgte die Tat, die ihn nun vor das Amtsgericht brachte. Das Geld sei halt oft sehr knapp, erklärt er dort. Und die Salamis hätten so gut gerochen "wie die Wurst in meiner Heimat". Also steckte er sie im Supermarkt ein, zwei Salamis, im Gesamtwert von 4,98 Euro. Dummerweise wurde er dabei erwischt und trug zwei Messer mit sich. "Diebstahl mit Waffen", lautete deshalb die Anklage. Der Vorsitzende Richter, womöglich auch ein Freund von Gauner-Komödien, erkannte einen minderschweren Fall. Anstatt ins Gefängnis zu kommen, muss der Kleinganove nun 1800 Euro bezahlen. Er nahm das Urteil an und bedankte sich freundlich.