Mitten in Dachau:Smarte Gangster, smarte Beute

Zwei Halbwüchsige geben sich als Mitarbeiter der Polizei aus - und konfiszieren die Handys zweier Schüler auf dem Spielplatz.

Von Benjamin Emonts

In dieser Woche ist das I-Phone zehn Jahre alt geworden. Das weltweit erste Smartphone hat das Leben verändert, keine Frage. Auf der Straße lassen sich damit zum Beispiel Pokémons jagen oder beim Spazierengehen Dates auf Tinder vereinbaren. Und bei manchen setzt das technische Wunderding auch kriminelle Energie frei, so geschehen im März 2016, wie bei einer Verhandlung des Amtsgerichts Dachau am Mittwoch bekannt wurde. Zwei Gymnasiasten chillten nach der Schule auf dem Spielplatz unweit des Dachauer Bahnhofs, als zwei Typen auf sie zukamen, vielleicht 18 oder 19, einer mit Cap. Nach einer kurzen Begrüßung fragte einer der Halbstarken nach der Uhrzeit. Der höfliche Gymnasiast zückte sofort sein I-Phone des Typs 6s, Neuwert 700 Euro, Ratenzahlung der Mutter. Einer der Männer versuchte, ihm das Telefon aus der Hand zu grapschen, zunächst erfolglos.

Kurzerhand gaben sich die zwei jungen Männer als Polizisten aus und nahmen die Schüler ins Verhör. "Woher kommst du? Auf welche Schule gehst du? Was machst du hier?" Der Gymnasiast und sein Mitschüler, beide erst 17, wurden genötigt, ihre Ausweise auszuhändigen. Einer der beiden Möchtegern-Polizisten setzte sich damit einige Meter ab und spielte ein Telefonat vor, in dem er die Personalien checken ließ. Dann forderten sie die Gymnasiasten auf, ihre Smartphones herauszugeben. Angeblich mussten sie die Chat-Verläufe durchforsten. "Verdacht auf Drogen", lautete die Begründung. Später könnten die Schüler ihre Telefone wieder auf dem Revier abholen, behaupteten sie dreist.

Natürlich wurden die Handys nie mehr gesehen. Einer der zwei Betrüger - vom anderen hat man gerade erst den Namen erfahren - wurde vom Amtsgericht nun zu einem Arbeitswochenende verurteilt wegen Amtsanmaßung, versuchten Betrugs und versuchten Diebstahls. Seine Opfer wollen zwar von Anfang an gewusst haben, dass sie es nicht mit echten Polizisten zu tun hatten. Trotzdem spielten sie das böse Spiel mit: Sie wollten Stress vermeiden.

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