Mitten in Dachau:Ruinen verhüllen mit der SPD

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Kaum ist der harte Winter vorbei, kommt der Frühling und macht es auch nicht besser: Müdigkeit, Uhrenumstellung und da soll man sich auch noch Aprilscherze ausdenken

Von Viktoria Großmann

Kaum hat man den harten, dunklen Winter hinter sich, kommt das Frühjahr und macht es auch nicht besser. Die plötzliche Sonne macht müde, verstärkt wird das durch die fiese Uhrenumstellung im März, die manche Menschen ja bis zur Rückstellung Ende Oktober als Jetlag in den Knochen spüren. Der fastengeplagte Magen knurrt dem ersten Osterhasen entgegen, der allerdings noch gefunden werden muss. Bei anderen knurrt stattdessen der innere Schweinehund, der angesichts der Aussicht auf weniger verhüllende Kleidung zum Joggen getrieben wird. Unter ärgsten Voraussetzungen also soll man sich einen Aprilscherz ausdenken.

Man könnte es natürlich auch lassen. Für traditionsbewusste Menschen steht das aber nicht zur Diskussion. Und wenn überhaupt etwas in Frage kommt, eine noch längere Tradition zu haben als der Aprilscherz, dann ist das die SPD. Alt sein und sich dennoch immer wieder neu erfinden, das sind zwei Wesensmerkmale der ewig Anti-Konservativen. Auf neue Gewänder setzt folgerichtig die SPD-Fraktion im Dachauer Stadtrat mit ihrem 1.-April-Antrag. Die Koschade-Klinik möge verhüllt werden, heißt es darin. Wie 1990 den Reichstag in Berlin, möge der Künstler Christo die Bauruine an der Konrad-Adenauer-Straße mit Polypropylengewebe einhüllen.

Typisch SPD, wie sie hintersinnig und feinhumorig, natürlich mit politischem Tiefgang einen großen Bogen von Vergangenheit zu Gegenwart schlägt, das Große mit dem Kleinen verbindet, dabei verschiedene Bevölkerungsgruppen zusammen bringt: Künstler, die ASV-Klettergruppe, den Alpenverein - immer nah am Menschen und dabei im Sinne der Allgemeinheit. Ästhetisch wäre die Verhüllung sicherlich ein Gewinn. Aber soll man alles verhüllen, wovor man gern die Augen verschließen möchte? Das kann eine Anpackerpartei wie die SPD nicht wollen. Nicht einmal im Scherz.

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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