Mitten in Dachau:Rätselhafter Drogenfund

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Auf dem Speicher eines Hauses finden zwei Bewohnerinnen 600 Gramm Marihuana. Fingerabdrücke führen zu zwei Männer aus München. Doch die geben sich ahnungslos

Von Benjamin Emonts

Wer bei einschlägigen Internetsuchmaschinen die Schlagworte Marihuana und Dachboden eingibt, erhält Tausende Treffer und viele Geschichten. Eine erzählt von Hanfzüchtern, die aufgeflogen sind, weil das Dach ihres Speichers im Gegensatz zu denen der Nachbarn nicht schneebedeckt war. Sie hatten mit leistungsstarken Pflanzenlampen und Heizstrahlern eine ganze Plantage hochgezogen und dummerweise nicht beachtet, dass die sich stauende Wärme den Schnee (kein Koks) auf ihrem Dach zum Schmelzen brachte. Die Polizei wurde stutzig - die illegale Drogenfarm wenig später ausgehoben.

Das Dachauer Amtsgericht beschäftigte sich mit einem ebenso kuriosen Fall, in der Marihuana und ein Dachboden tragende Rollen spielten. Anders als in Holland wurde ein Speicher in Dachau lediglich als Versteck für die erhebliche Menge von 600 Gramm Marihuana zweckentfremdet. Zwei Bewohnerinnen des Hauses hatten das stark riechende Paket in einer Kiste zwischen Klamotten, Schulheften und Schreibutensilien gefunden. Ahnungslos dachten sie zunächst, es könnte sich um Tee oder dergleichen handeln. Ein zu Rate gezogener Ehemann der Frauen aber wusste sofort: Es ist Gras.

Ihr harzig-klebriger Fund stellte das Schöffengericht nun vor ein Mysterium. Fingerspuren auf dem Drogenbeutel hatten zwei Treffer in der Datenbank ergeben und zwei junge Männer aus München auf die Anklagebank befördert. Die allerdings beteuerten, nicht den blassesten Schimmer über die Herkunft des Marihuanas zu haben. Das Haus, in dem es gefunden wurde, hätten sie noch nie betreten. Die zwei Männer beteuerten außerdem, sich nicht zu kennen.

Wem also gehörte der Stoff? Das Gericht tappte nach dem ersten Verhandlungstag im April 2016 völlig im Dunkeln und gab weitere Ermittlungen in Auftrag. Schließlich befragte die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck die zwei Töchter einer der Hausfrauen. Eine davon hielt sich offensichtlich täglich in dem Speicher auf. Im Rucksack der erst 14-Jährigen, der sich ebenfalls auf dem Speicher befand, wurden Verpackungsmaterial und Feinwaagen sichergestellt, wie sie für den Drogenhandel verwendet werden. Die Befragungen allerdings verliefen ergebnislos. Die beiden Mädchen hatten nichts mit dem Stoff zu tun.

Folglich sprachen die Schöffenrichter einen der zwei Angeklagten frei. Der andere Mann indes erhielt eine Geldstrafe in Höhe von 3600 Euro: Im Zimmer des 25-Jährigen hatten die Fahnder 28 Gramm Marihuana gefunden: Macht 128,50 Euro Strafe pro Gramm. Im freien Handel bekommt man etwa zehn Euro.

© SZ vom 02.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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