Kaum etwas ist heutzutage so gefragt wie Transparenz - und zwar in vielen Bereichen. Ob Verbraucher sich vergewissern wollen, dass ein Produkt umweltbewusst und ohne Schadstoffe hergestellt wird oder ob Sportfans erfahren möchten, wie Entscheidungen in so undurchsichtigen Organisationen wie dem Weltfußballverband Fifa oder dem Internationalen Olympischen Komitee IOC gefällt werden, stets wird mehr Durchblick gefordert.
Der Ruf nach Transparenz gilt natürlich ganz besonders für das weite Feld der Politik. National wüssten viele Bürger gern mehr über die Arbeit der Geheimdienste oder den Einfluss von Lobbygruppen. Im internationalen Umfeld gehen Hunderttausende auf die Straße und protestieren, weil beispielsweise Verhandlungen über Freihandelsabkommen abgeschirmt von der Öffentlichkeit hinter verschlossenen Türen geführt werden.
Doch gibt es einen Bereich, in dem ist die Transparenz schnell an Grenzen gestoßen. Man stelle sich bei den momentanen sibirischen Temperaturen nur einmal morgens an eine Straßenkreuzung im Landkreis: An gefühlt jedem dritten Auto kann von klarer Sicht keine Rede sein. Die Seitenscheiben und die Heckscheibe sind von einer dicken Eis- oder Reifschicht überzogen, nur vorne ist in Augenhöhe des Fahrers ein kleines Guckloch freigekratzt. Nahezu im Blindflug sind solche Fahrzeuge im Berufsverkehr unterwegs. Die Person am Steuer riskiert wegen des eingeschränkten Sichtfelds schon einmal, das Geschehen auf den Straßen aus dem Auge zu verlieren. Doch wenn es dann auf der Kreuzung kracht, weil man wegen des Tunnelblicks einen vorfahrtberechtigten Wagen übersehen hat, kann man sich neuerdings zur Entschuldigung auf einen mächtigen Kronzeugen berufen: den Sprecher des neuen US-Präsidenten. Denn was zählt schon die Realität, wenn man nur "alternative Fakten" zur Kenntnis nimmt.