Mitten in Dachau:Hör mal, wer da hämmert

Den Traum vom Wohnraum im Grünen haben auch Spechte - mitten in der Altstadt

Kolumne von Thomas Altvater

Lärm ist Teil unserer Gesellschaft. In lauten Diskussionen begründen wir, wieso wir auf die leisen Elektroautos verzichten. Den Verkehrslärm übertönen wir mit noch lauterer Musik aus den Handykopfhörern. Auch die Dachauer haben ein Lärmproblem. Überall in der Stadt wird gebaut. Das ist laut. Und während die neu entstehenden Wohnungen ihre Mieter bereits gefunden haben, sucht ein lärmendes Tier weiter nach einer Bleibe - für den Buntspecht ist der ruhige Wohnraum in Dachau knapp.

Es ist Vormittag, die Sonne spiegelt sich im Mühlkanal am Fuß der Martin-Huber-Treppe. Ein vertrautes, aber doch neues Geräusch übertönt den Verkehrslärm. Ein zaghaftes und trotzdem schnelles, präzises Hämmern verrät den ersten kleinen Arbeiter. Und wieder hämmert es, diesmal aus entgegengesetzter Richtung. Auch ein drittes Mal trägt der Wind die Klopfgeräusche an den Mühlkanal, nun vom Gipfel der Martin-Huber-Treppe. So sehr sich die Dachauer an das ewige Hämmern der vielen Baustellen gewöhnt haben, so anders klingt es an diesem Vormittag. Und das lässt nur einen Schluss zu: Der Buntspecht ist zurück. Bereits vor drei Jahren erregte der Specht Aufmerksamkeit in Dachau. Der ehemalige CSU-Stadtrat Christian Stangl bemerkte, dass der Vogel die hölzerne Kuppel der Gottesacker-Kapelle gerne als Wohnraum nutzen würde. Stangl forderte - zum Schutz der Bausubstanz - in einem Antrag, den Specht umzusiedeln.

Es ist also gut möglich, dass mehrere Buntspechte entlang der lauten Ludwig-Thoma-Straße eine neue Heimat gefunden haben. Und das dürfte nicht nur die Naturschützer freuen. Zeigt doch der Specht, wie moderner Wohnungsbau funktionieren sollte. Zwar ist es laut, wenn er an seiner Behausung arbeitet. Doch ist erst einmal alles bezugsfertig, dann lebt der Specht auf wenig Raum, in einer Bude aus Echtholz und: im Grünen.

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