Mitten in Dachau:1400 Euro tun gar nicht weh

Bisher war den Freien Wählern Dachau die Mitfahrzentrale ein Dorn im Auge. Sie wollten sie am liebsten abschaffen. Ist Müdigkeit oder die Einsicht, dass jede Maßnahme zur Verringerung des Individualverkehrs zählt, die Ursache? Auf jeden Fall stimmte die Fraktion jetzt dafür

Kolumne von Christiane Bracht

Den Freien Wählern Dachau ist sie seit langem ein Dorn im Auge. Immer wieder hat ihr Fraktionsvorsitzender Sebastian Leiß im Kreistag in den vergangenen Jahren die Abschaffung der Mitfahrzentrale in Dachau gefordert. Viel zu wenige nutzten das Angebot des Landkreises, klagte er. Taxifahren sei billiger, hatte er sogar einmal behauptet. Doch diesmal hat er wohl seinen Einsatz verpasst: Kein Wettern gegen www.miFaZ.de/Dachau vor der jüngsten Kreisausschusssitzung. Ist das Absicht oder Versehen? Den Erfolg der Dachauer Mitfahrzentrale könne man nicht messen, erklärte Esmeralda Schlehlein, die im Landratsamt für Klimaschutz tätig ist, am Freitag. Aber sie ist sich sicher, dass die Besucherzahlen gestiegen sind, auch wenn man die tatsächlichen Fahrten nicht beziffern könne. "Die Leute tragen sich nicht ein. Das ist schade", sagte sie. Man könne jedoch an Hand des Portals erkennen, dass Bewegung auf der Homepage ist. Mit Plakaten und Flugblättern hat sie in den vergangenen Monaten für das Online-Angebot geworben, unter anderem bei der Langen Tafel und der Verkaufsausstellung Diva. Man hatte sogar Unternehmen angeschrieben, um auf die Mitfahrzentrale aufmerksam zu machen.

Und wenn man nachschaut, sieht man, aus einem guten Grund: Es gibt Angebote und Suchende - nicht gigantisch viele, aber immerhin drei auf jeder Seite. Das Problem ist wohl auch, dass die Verbindung Dachau-Fürth oder Dachau-Tutzing nicht so gefragt ist wie die nach München. Aber dennoch: "Es gibt keine geeignete Alternative für Pendler", gab Schlehlein zu bedenken. Roderich Zauscher (Grüne) unterstützte sie: "Es ist gut angelegtes Geld. Ein kleiner Beitrag zur Reduktion von Schadstoffen. Gerade für Großfirmen ist das Angebot sinnvoll."

Ob das inzwischen auch die Freien Wähler Dachau so sehen, weiß man nicht. Schließlich kämpft fast schon jede Gemeinde um eine Verringerung des Individualverkehrs. Deren Kreisrat Edgar Forster gab in der Sitzung des Kreisausschusses jedenfalls mehr oder weniger klein bei: "Bei 200 Millionen Euro Haushaltsvolumen tun 1400 Euro nicht weh", sagte er.

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