Mitten in Dachau:Einsatz-Simulator für Politiker

Die Feuerwehr probt Fahrten zu Brandorten, auch Landrat Löwl ist dabei und lernt, wie man nicht abhebt

Von Viktoria Großmann

Mit Aufmerksamkeit umgehen will gelernt sein. Heute gibt es für Teenie-Popstars Manager und für Sportler natürlich Trainer, die aufpassen, dass nicht zu viel getrunken oder auch gegessen wird und der Schützling immer pünktlich zu Bett geht. Aber wer passt denn auf diejenigen auf, die über Nacht vom Sachgebietsleiter zum politischen Funktionsträger gewählt werden? Ganz knapp vielleicht mit nur kleinem Stimmenvorsprung? Plötzlich liegen die Blicke eines ganzen Landkreises auf einem. Alle wollen was, überall ist man gefragt und es muss auch immer sehr schnell gehen. Im verkehrsverstopften Landkreis braucht man dazu häufig ein Blaulicht. Schließlich ist ein Landrat auch für den Katastrophenschutz zuständig.

Aber mit Blaulicht auf dem Dach fährt es sich eben ganz anders als ohne. Erfahrene Feuerwehrleute wissen das und weisen den Nachwuchs regelmäßig in die Kunst des Einsatzfahrens ein. Der Landesfeuerwehrverband, die Versicherungskammer und das Innenministerium schicken dazu gerne einen mobile Sondersignal-Fahrt-Trainer, kurz SFT genannt, zu den Feuerwehrverbänden im Lande. Kürzlich unterzogen sich Dachauer Freiwillige an vier Tagen der jeweils vierstündigen praktischen und theoretischen Schulung. "Im Mittelpunkt der Ausbildung stand die Einsatzfahrt im Simulator", teilt Kreisbrandinspektor Maximilian Reimoser mit. Für Stefan Löwl, einen der 36 Teilnehmer, kam das eigentlich zu spät. Er war schon öfter mit seinem Blaulicht unterwegs, aber für das Amt des Landrats gibt es ja auch keinen Simulator.

Jedenfalls sollte sich Löwl nun besser auskennen mit "kontrolliertem Verhalten in Stresssituationen" außerdem wurde er angehalten, "Fahrstrategien" zu entwickeln und damit das "Unfall- und Schadensrisiko" zu vermindern. Für alle Teilnehmer, so fasst Reimoser zusammen, gelte nun "Sicherheit vor Schnelligkeit". Ein Grundsatz, den man ja von vielen Politiker gern beherzigt sähe. Besonders von solchen mit Zugang zu Atombomben. Anders als dem Dachauer Landrat erklärt denen wohl keine Feuerwehr, wie man sich am Boden sicher bewegen kann. Der einzige Rat, den man Löwl noch geben könnte: Bloß nicht abheben!

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: