Mitten in Dachau:Ein Forum für die Kulturpolitik

Die Debatte über die Entwicklung der Kunst in der Stadt muss öffentlich geführt werden. Und dazu bräuchte es einen Verein, der gehört werden will und muss

Von Wolfgang Eitler

Der Vorschlag eines Kunstvereins für Dachau hat zwar keine Chance, aber aus gegebenen Anlass muss nochmals darauf hingewiesen werden, wie nötig er wäre. Denn es entwickeln sich gerade Debatten, die nur unterschwellig geführt werden, die aber an die Öffentlichkeit gehören. Die eine betrifft die Ankündigung, dass der Maler Georg Baselitz nächstes Jahr im Dachauer Schloss ausstellen wird; finanziell unterstützt von der Volksbank Dachau sowie Stadt und Landkreis. Außerdem diskutieren Kreis- und Stadträte argwöhnisch und ausschließlich unter sich die Zukunft des kommunalen Zweckverbands Dachauer Museen und Galerien. Einige empfinden den Millionen-Etat als zu hoch. Andere fragen sich, ob es im Sinne erfolgreicher Ausstellungen nicht nötig wäre, ihn zu erhöhen. Das Wort von der "Blockbuster-Ausstellung" macht die Runde. Baselitz in Dachau ist genau eine solche.

An dieser Stelle verschränken sich beide Diskussionen. Die Fragen dazu lauten: Deutet sich hier nach der großartigen Ausstellung von Rudi Tröger ebenfalls im Schloss ein kulturpolitisches Engagement an, das die Ausstellungspolitik in Stadt und Landkreis grundlegend verändern wird? Wer Tröger sagt, danach Baselitz, müsste, wenn er kein Strohfeuer entzünden will, langfristige Antworten finden. Vor allem: Welche Konsequenzen birgt ein solcher Richtungswechsel für die Gemäldegalerie, für die Neue Galerie, die KVD und letztlich für die Museen im Landkreis?

Aber für alle diese Fragen fehlt ein Forum außerhalb von Stadtrat und auch Kreistag, in denen Künstler und Bürger die Chancen und Risiken ausloten. Dazu bräuchte es einen Kunstverein, der die Kommunalpolitik berät, der ihr Wegweiser und Seismograf für die eigenen Entscheidungen ist.

Es ist hinlänglich bekannt, dass keiner der teils sehr erfolgreichen Kulturvereine sich in eine solche Organisation einordnen will. Das beste Beispiel dafür ist die Künstlervereinigung Dachau (KVD). Sie versucht zwar seit Jahren den Spagat zwischen Exklusivität und Öffnung nach außen, weil es für sie eine Überlebensfrage ist. Denn ohne zusätzliche Mitglieder, die nicht aus dem Sektor der bildenden Kunst kommen, hätte sie die lähmende Krise vor sechs Jahren nicht überwinden können. Aber wirklich mitreden dürfen sie nicht. Dabei böte nur ein Kunstverein eine langfristige Absicherung: Wie viele Mitglieder und Vorstände will der Verein bei der Führung des Vereins und der zeitaufwendigen Galerie noch verschleißen?

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