Mitten in Dachau:Der Kasbazi ist ja ein Obazda!

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Die Milchwirtschaft hat es schwer - und macht es zuweilen anderen nicht einfach. Jetzt hat sie den Dachauer Wirtsleuten den Namen des beliebten Käseaufstrichs weggenommen, aber nicht mit demErfindungsreichtum der Festwirte gerechnet.

Von Benjamin Emonts

Der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) verkündet jedes Jahr stolz, dass die Stadt Dachau an ihrem Volksfest fast nichts ändern müsse - es läuft ja sowieso. Die Ludwig-Thoma-Wiese mit Blick auf die hübsche Altstadtsilhouette ist halt einfach der perfekte Platz für das zehntägige Fest. Die altbekannten fünf Bierzelte und etliche Traditionsgeschäfte haben seit Jahren ihre Stammgäste, auf die sie zählen können. Und über allem thront der ungemein günstige Bierpreis, der Gäste aus ganz Bayern anlockt wie Nektar die Bienen.

Umso empörter sind die erfolgsverwöhnten Dachauer, wenn eine höhere Gewalt in ihr Traditionsfest hineinpfuscht. Dass der Stadtrat nach einem Hinweis des Innenministeriums aufgrund von Terrorgefahr sämtliche Messer auf dem Volksfest verboten hat - und dazu zählen auch Trachtenaccessoires wie Hirschfänger und Fuhrmannsbestecke - stößt den hiesigen Trachtenvereinen sauer auf. Doch beim Blick in die Speisekarte kommt es noch dicker. Der Brotzeitklassiker "Obazda", auf den die Bayern so stolz sind, heißt im großen Bierzelt jetzt nur noch "Kasbazi".

Denn die Landesvereinigung der bayerischen Milchwirtschaft ließ "Obazda" und "Obatzder" als geografisch geschütztes Produkt eintragen. Seither dürfen nur noch Produkte unter diesem Namen verkauft werden, die nach einer bestimmten Rezeptur hergestellt wurden. Für den Dachauer Festwirt Ewald Zechner bedeutet dies: Er müsste seinen hausgemachten "Kasbazi" für rund 300 Euro kontrollieren lassen, um dem Käseaufstrich seinen Geburtsnamen wiedergeben zu dürfen. Doch das kommt für ihn nicht infrage. "Das ist eine bodenlose Frechheit - alles nur Geldmacherei", echauffiert sich Zechner. Sein "Kasbazi" werde übrigens genauso viel gekauft wie in den Vorjahren. Seine Gäste bestellen einfach einen "Obazdn".

© SZ vom 18.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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