Mitten in Dachau:Behörde ohne Bürokratie

Umständlich, rückständig, nervenaufreibend: Ämter sind oft Zielscheibe von Hohn und Spott. Die Website des Landratsamts ist kein Spiegelbild dieses Klischees

Kolumne von FELIX WENDLER

Dreizehn Formulare zur Abfallwirtschaft finden sich auf der Webseite des Landratsamtes. Dazu kommen zehn Merkblätter, drei Ansprechpartner, Infomaterial, Erklärungen und vieles mehr. Wer sein Nachtspeichergerät entsorgen möchte, kann das mit dem entsprechenden Antrag und dem korrekten Ausfüllen der Abschnitte A, B und C in die Wege leiten. Viel Wert legt man also in Dachau auf eine korrekte Abwicklung aller Abfallangelegenheiten.

Darüber könnte man sich lustig machen, über die bürokratische Pedanterie schreiben, über deutsche Sorgfalt sinnieren. Ämter und Behörden sind ja überhaupt ein leichtes Ziel für Hohn und Spott. Das gängige Klischee eines Behördenganges: Man zieht eine Nummer, wartet, liest die selbe Zeitschrift zum dritten Mal, wartet weiter. Die Leute sind unfreundlich, langsam, irgendwie sogar sadistisch. Bringt man Formular A zu Person X, fordert Person Y Formular B. Wahrscheinlich muss man am nächsten Tag wiederkommen. Ein bekannter Witz lautet so: Kurz vor Feierabend nimmt ein Beamter Personalien auf. Da springt der große Zeiger auf die 12. "So, Herr Meier, und Ihren Vornamen können Sie mir morgen sagen."

Behörden, egal welcher Art, bekommen jedenfalls eher selten Lob zu hören. Viel wird über die Rückständigkeit der deutschen Bürokratie diskutiert. Nervige Behördengänge könnten sich viel einfacher online erledigen lassen. Guckt man sich jedoch mal die Webseiten vieler Behörden an, sind diese oftmals nur digitale Spiegelbilder des analogen Pendants - unübersichtlich und überladen. Eben weil dies eher Regel als Ausnahme ist, muss man an dieser Stelle eine Lanze für die Webseite des Landratsamtes Dachau brechen. Die Themen sind übersichtlich dargestellt und sogar farblich abgestimmt: Alles zu Abfall, Umwelt und Naturschutz erscheint mit passend grünem Hintergrund.

Und wenn der besagte Herr Meier zufällig im Landkreis Dachau wohnt und mal wieder sein Nachtspeichergerät entsorgen muss, dann braucht er nicht zweimal zum Amt zu gehen, sondern überhaupt nicht mehr. Stattdessen lädt er einfach den Antrag zur Entsorgung von Nachtspeicherheizgeräten herunter und trägt sowohl Vor- als auch Nachnamen ordnungsgemäß in Abschnitt A ein. Ganz modern und unbürokratisch.

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