Mitten in Dachau:Alles Gute zum Namenstag!

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Vornamen verraten viel über Generationen. Manche sind eine Modeerscheinung und geraten rasch in Vergessenheit. Andere kehren zurück. Zum Beispiel der Josef

Von Wolfgang Josef Eitler

Der Comedy-Dauerwitz geht so: Die Mama schaut - sie trägt Lockenwickler - aus dem Fenster und sieht, wie die Tochter den Kopf des Bruders in den Sandkasten duckt. Nun rennt die Mama nicht los, um den Buben zu retten. Sie ruft zum Spielplatz hinunter: "Jaqueline" (sie spricht den Namen phonetisch so aus: "Schackeliiiineee"), lass' den Kevin ("Käv'n!")." Dass Namen Schicksal sind, gilt seit der Sauwaldprosa von Uwe Dick als denkbar. Er hat die Tiefenstruktur bayerischer Kultur folgenreich untersucht. Amerikanische Wissenschaftler wollen jetzt herausgefunden haben, dass Studenten sogar Aktien bevorzugen, deren Unternehmen mit dem Anfangsbuchstaben ihres Vornamens beginnen. Bei aller Skepsis darf man behaupten, dass der Dauerwitz mit Josef oder Josefine nicht knallen würde.

Aber man sollte die Analogien nicht zu weit treiben. Siegfried Bradl beispielsweise ist ein friedfertiger Volksmusikant, weit entfernt vom kriegerischen Auftreten, das der Vorname suggerieren könnte. Er hält an diesem Sonntag, 10 Uhr, im Pfarrheim von Mitterndorf einen Vortrag über Josefgeschichten. Denn am 19. März feiert die katholische Kirche diesen Heiligen, den Ehemann von Maria und Vater von Jesus.

Die Kirche übt sich in Nostalgie, weil, wie ihre Nachrichtenagentur sinniert, eben dieser Name in Vergessenheit gerate. Sie freut sich über die Dachauer Nachbarstadt Aichach, wo es überraschend viele Josefs gebe. Bescheiden weist sie darauf hin, dass der Erfolg nicht dem christlichen Glauben geschuldet sei, sondern einem Verein, der unbedingt den Josefitag als gesetzlichen und speziell bayerischen Feiertag zurückhaben will. 1968 wurde er abgeschafft. Seitdem feiert man Jesus und Maria. Aber Josef, dessen Name im Hebräischen so viel bedeutet wie "Gott möge hinzufügen", wurde trotz seiner Bedeutung gestrichen.

Nun könnte man trefflich in die Nostalgie einstimmen und über Gründe für die angebliche Abkehr von traditionellen Namen in Bayern nachdenken. Da im Volksmund Josef als "der Vermehrer" gilt, läge beispielsweise nahe, dass Eltern Schwierigkeiten mit der Vorstellung haben, womöglich einen Sohn aufzuziehen, der ihnen einen Haufen Enkel beschert. Aber die Nachfrage beim Standesamt in Dachau hebelt die Spekulationen aus: Die Josefs sind im Kommen. Nach den Maximilians (41 im Jahr 2016), gefolgt von Alexander (36), Elias (28) und Michael (26). An fünfter Stelle rangiert Josef (23). Darüber freut sich Karin Förg vom städtischen Standesamt: Mit dem zweiten Namen heißt sie "Josefine". In diesem Sinne: Alles Gute zum Namenstag!

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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