Unsichtbar ist per Definition jemand, den man nicht sehen kann. Das bedeutet deshalb aber noch lange nicht, dass er auch nicht existiert. Vielmehr gelingt es vielen Lebewesen, sei es ein Mensch oder ein Tier, nicht aufzufallen und wahrgenommen zu werden. Nur logisch also, dass man sie schnell einmal übersieht und vergisst. Umso wichtiger ist es deshalb, dass es seit 2006 einen Unsichtbarkeitstag gibt, der genau darauf aufmerksam macht.
Im Landkreis Dachau sind es wie jeden Frühling vor allem Vögel, die sich in den langsam wieder grün werdenden Baumkronen verstecken und unsichtbar machen. Seit ein paar Wochen ist wieder ihr allmorgendliches Gezwitscher zu hören - ein eindeutiger Frühlingsbote. Doch was, wenn die Vögel sich irgendwann nicht mehr nur vor dem Menschen verstecken, sondern auch ihr Gesang ausbleibt? Darf man dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) Glauben schenken, dann steht genau das zu befürchten. Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, das häufige Mähen von Wiesen und das daraus resultierende Insektensterben haben dazu geführt, dass es von jeder dritten Vogelart nur noch halb so viele Exemplare gibt wie noch in den 80er Jahren.
Es gibt jedoch auch Grund zur Hoffnung. Etwa die scheue Wasseramsel, die sich gerne unsichtbar macht. Der Vogel mit dem braun-weißen Gefieder fühlt sich im Landkreis, der mit zahlreichen Wasseradern durchzogen ist, eigentlich sehr wohl. Dennoch ist nicht jedes Bächlein als Lebensraum geeignet. Umso wichtiger ist es deshalb, dass das vermeintlich Unsichtbare sichtbar gemacht wird, darauf zu achten, wo die Vögel sich niederlassen. Nur so konnten dank eines Monitoring-Projekts des LBV neue Brutkästen an geeigneten Stellen aufgestellt werden, die nun neues Zuhause für zahlreiche Wasseramseln sind. Wer die Augen offen hält und auch auf jene achtet, die schnell einmal übersehen werden, kann seinen Teil dazu beitragen, dass auch noch in vielen Jahren Vögel den Frühling ankündigen. Unsichtbar, aber hörbar da.