Mitten im Landkreis:Rares Gut am Straßenrand

Warum der Spargel traditionell nicht im Supermarkt erworben wird, sondern in einer kleinen Holzbude

Von Jacqueline Lang

Frühlingszeit ist Spargelzeit. Nicht nur auf dem Münchner Viktualienmarkt wird traditionell Anfang April der Spargelanstich gefeiert, auch im Landkreis Dachau haben die meisten Spargelhöfe am vergangenen Dienstag, Mittwoch oder spätestens Donnerstag in aller Herrgottsfrühe mit der Ernte des weißen Stängels begonnen. Schließlich vergehen zwischen Anstich und Saisonende nur wenige Wochen. Da gilt es, keine Zeit zu verlieren.

Nun kann man das begehrte Gemüse also endlich kaufen. Traditionell wird Spargel nicht im Supermarkt erworben, sondern in einer kleinen Holzbude am Straßenrand, genau wie wenig später auch die Erdbeeren. Überall im Landkreis findet man die Büdchen jetzt, so zum Beispiel an der Ortsausfahrt von Karlsfeld. Natürlich kann man auch auf einen der Dachauer Wochenmärkte gehen oder man fährt direkt zum Erzeugerhof, wie etwa dem Spargelhof Wolf in Ebersried bei Odelzhausen oder auch den Spargelhof Heitmeier in Altomünster.

Diese, ja, man kann fast schon sagen, Tradition, den Spargel nur dann zu kaufen, wenn er frisch vom Feld kommt und in den meisten Fällen direkt vom Erzeuger, wirkt fast schon aus der Zeit gefallen. Auch der in gesamt Südbayern bewusste Verzicht auf die Beschleunigung der Ernte durch beheizte Felder verwundert. Immerhin hat sich dadurch die Ernte in diesem Jahr um eine ganze Woche nach hinten verschoben und das ist schließlich wie bares Geld verlieren.

Längst bekommt man doch auch im Winter aromatisch duftende Tomaten und klebrig-süße Ananas. Verzicht, das kennt der Supermarkt-Gänger nicht mehr. Die Auslagen sind stets gut gefüllt, Gemüse und Obst aus aller Herrenländer warten nur darauf, in den Einkaufswagen gelegt zu werden. Und ist es nicht herrlich bequem, dass man hier alles aus einer Hand bekommt, die Nudeln aus Italien, ebenso wie die Kiwi aus Neuseeland?

Natürlich gibt es die Holzbuden vornehmlich in ländlicher geprägten Gegenden, wie etwa dem Dachauer Umland, auch wenn ein Großteil des bayerischen Spargels nach wie vor aus der Anbauregion Schrobenhausen kommt. Deshalb machen zum Frühlingsanfang selbst die gelegentlich ein wenig verpönten Städter für das rare Gut gerne mal einen Ausflug jenseits der Stadtgrenzen. Genauso wie im Sommer nach dem Tag am Weiher, wenn ein Zwischenstopp auf dem Erdbeerfeld immer Begeisterung hervorruft. Da weiß man eben noch, wo's herkommt - und dann schmeckt's ja bekanntlich besonders gut. Und für alle, die keine Lust aufs Schälen haben, gibt es natürlich in vielen Restaurants und Wirtshäusern Spargel-Gerichte. In der Gaststätte Kreuzhof in Eschenried bei Bergkirchen gibt es etwa Spargelcremesuppe mit frischem Bärlauch oder frischen Spargel mit Schweinlende, dazu Sauce hollandaise und Petersilienkartoffeln. Es muss also niemand auf den Spargelgenuss verzichten. Aber Vorsicht: Nur solange der Vorrat reicht!

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: