Mitten im Landkreis:In Vierkirchen zum Jakobsweg

Zum Wandern muss man nicht um die halbe Welt reisen. Man kann auch im Landkreis starten. Und dann sehr weit laufen

Von Gregor Schiegl

Ob die Wanderdüne zum Spaß herumvagabundiert, weiß man nicht. Die Leute hierzulande tun es jedenfalls ab und an aus Spaß an der Freud'. "Das Wandern ist des Müllers Lust", hieß es früher. Heute wandern auch die Meiers, Hubers und Hippolyt-Mustermanns. Wandern ist die Massenflucht aus den Komfortzonen des Alltags mit seinen optimierten Fußbodenheizungen, ergonomischen Bürostühlen und digitalen Dauerreizen. Wandern heißt: abschalten, Urlaub, Emigration. Am besten ganz weit weg. Und tschüss!

Dieser um sich greifenden Dachauer-Land-Flucht - der Landkreis wirkt nun doch schon recht entvölkert - wirkt das Landratsamt nun auf seiner Facebook-Seite entgegen: "Warum in die Ferne schweifen? Wandern kann man auch wunderbar bei uns im Hinterland!" Auf www.tourismus-dachauer-land.de gibt es vielfältige Routen, zum Beispiel den meditativen Wanderweg zwischen den alten Klosterstandorten Petersberg und Altomünster. Keine Sehenswürdigkeit hält einen von der inneren Einkehr ab. Oder man folgt der "Lebensader Maisach" mit Blick aufs Gewerbegebiet Günding: So sieht Bayern heute aus, wahrhaftig und ohne Zwiebelturm-Kitsch. Man kann auch dem Walderlebnispfad Hebertshausen folgen. 1,5 Kilometer ist er lang - was für eine der waldärmsten Gegenden der Republik gar nicht mal so übel ist. In Weichs ist man angeblich eine ganze Stunde im Wald unterwegs, aber wohl nur, wenn man an allen 30 Infotafeln anhält und sie bis zum Schluss durchliest. Lesen ist ja auch schön.

Wem das nicht herausfordernd genug ist, muss sich nach Petershausen bemühen. Dort gibt es eine Auswahl verschiedener Wanderrouten zwischen acht und 13 Kilometern, zum Beispiel über den Hochzeitsplatz in Obermarbach, den Petershausener Wendelstein oder den Jaudusplatz von Aufhausen. Man kann auch dem total überlaufenen Jakobsweg folgen und sich direkt ab Vierkirchen in den Stau einreihen. Bis Santiago de Compostela sind es etwa 2000 Kilometer, reine Gehzeit 430 Stunden. Kann man machen. Muss man aber nicht.

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