Einen Gemüsegarten anzulegen und zu pflegen ist keine leichte Sache. Macht man es wenigstens halbwegs gut, wird man im Sommer und Herbst mit einer reichen Ernte belohnt. Dazu brauchen die Pflanzen genug Nährstoffe, Sonne und Wasser - und umsichtige Gärtner. Die Pflanzen wollen gehegt, gepflegt und vor Blattläusen sowie Schnecken geschützt werden. Die Familie einer Freundin hatte alles gut vorbereitet, sich voriges Jahr im Fachhandel ein Hochbeet bestellt, es aufgebaut und fachgerecht gefüllt, unter anderem mit einer dicken Schicht Pferdemist. Darauf wuchs die einzige Zucchinipflanze so wunderbar, dass sie recht unübersichtliche Monsterausmaße annahm und die Familie seit Wochen neue und bewährte Zucchini-Rezepte ausprobiert hatte. Mit wechselnder Begeisterung.
Dann wurden durch starken Regen die Blätter arg in Mitleidenschaft gezogen - einige brachen ab, fingen an zu gammeln und zu stinken. Die Freundin bewaffnete sich mit der Gartenschere und rückte ihnen zu Leibe. Die meisten, so berichtet sie, seien gut wegzuschneiden gewesen. Doch eines war widerspenstig, dick und innen nicht hohl. Mit der Schere nicht durch zu kriegen. Also musste das Messer her. Als sie fast durch war, dämmerte es ihr: Was sie da so entschieden bearbeitete - war der Strunk der Pflanze, den sie soeben von der Wurzel gehackt hatte. Mist! Die Freundin ärgerte sich kurz und heftig - und verband dann die Stelle mit breitem, schwarzem Textilband.
Tatsächlich welkte die Pflanze zunächst, erholte sich dann aber, wenn es auch wohl eher nicht am Verband lag. Vielleicht, mutmaßt die Freundin, entwickelte sie neue Wurzeln? Jedenfalls sprießen neue Blätter, Blüten und sogar winzige, bisher kaum fingerlange Früchte. Die Freundin lobt nun überschwänglich die Lebenskraft der Pflanze. Und überlegt, ob der Mordversuch wohl unbewusst etwas mit Zucchini-Überdruss zu tun gehabt haben könnte.