Mit Zuversicht:Der Aktivist

Lesezeit: 3 min

Will es noch einmal wissen: Joseph Ndogmo von der Freien Wählergruppe Welshofen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Joseph Ndogmo sucht das intensive Gespräch mit den Bürgern

Von Benjamin Emonts, Erdweg

Der gebürtige Kameruner Joseph Ndogmo ist der Star im Wahlkampf um das Erdweger Rathaus. Bei seinen abendlichen Vorstellungsrunden in den Gasthäusern und Pfarrheimen der Gemeinde serviert seine Frau Christiane ganz vorzügliche, selbst gebrannte Erdnüsse. Ndogmos Kandidatur hat aber vor allem für Aufsehen gesorgt, weil er angeblich zum ersten schwarzen Bürgermeister in der Geschichte Bayerns gewählt werden könnte. Die Aussichten darauf stehen allerdings schlecht, glaubt man den inoffiziellen Meinungsumfragen unter Erdweger Bürgern. Wohingegen zwei junge Männer bei der Vorstellungsrunde in Walkertshofen beteuern: "Den wählen wir." Der eine mit der Begründung: "Der Mann hat ein sehr ambitioniertes Programm. Er macht einen intelligenten, gescheiten Eindruck." Und der andere, weil er findet: "Die Alternativen sind einfach nur gruselig." Insgesamt sind die Erdweger aber schwer beeindruckt von dem 49-Jährigen und trauen ihm zumindest einen Achtungserfolg zu. Fragt man bei den Leuten nach, sagen sie fast immer Sätze wie: "Der hat einen guten Eindruck gemacht." Oder: "Ich war sehr positiv überrascht."

Ndogmo spricht frei vor seinen Zuhörern und arbeitet mit einer Powerpoint-Präsentation. Als Akademischer Oberrat an der Technischen Universität München, Lehrstuhl Metallbau, ist er es offensichtlich gewohnt, vor Leuten zu sprechen. Das Loch im Erdweger Haushalt, das derzeit klafft, erklärt er so anschaulich, dass jeder Fünftklässler die Problematik verstehen würde. Der Mann hat ein klares Konzept, sich den Leuten zu verkaufen. Und dabei verfügt er über eine gesunde Portion Selbstbewusstsein.

Das mag an seinem bisherigen Werdegang liegen, den er durchaus stolz präsentiert. Ndogmo wurde in der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé geboren. Im Jahr 1986, im Alter von 18 Jahren, schickte ihn die Regierung in die damalige DDR zum Studieren. In seinem ersten Jahr in Leipzig lernte er rasch die deutsche Sprache. Vier Jahre später schloss er in Dresden erfolgreich ein Studium an der Hochschule für Verkehrswesen mit Schwerpunkt auf Straßen- und Brückenbau ab. Nach dem Studium führte ihn sein Weg an die TU München, wo er 1997 promoviert wurde. Nach einem Abstecher in ein Ingenieurbüro kehrte er 2005 an die TU zurück. Dort forscht und lehrt er bis heute in den Bereichen Brückenbau, Schweißtechnik und Stahlbau. In internationalen Gremien beteiligt er sich an der Fortschreibung von Normen und hält weltweit wissenschaftliche Vorträge. Am Lehrstuhl für Metallbau wurde er vor drei Jahren zum Akademischen Oberrat auf Lebenszeit ernannt.

Vor fünf Jahren zog der dann von München an den Ortsrand von Welshofen, wo er mit seiner Frau und seinen drei Kindern in einem Häuschen mit Blick über das Glonntal lebt. Ndogmo nennt die Gemeinde inzwischen seine Heimat. Er engagiert sich im Tennisverein, im Pfarrgemeinderat, im Gartenbauverein und bei den Stockschützen. In München war er außerdem viele Jahre Mitglied im Selbsthilfebeirat. Für die Freie Wählergruppe Welshofen zog er 2014 völlig überraschend in den Erdweger Gemeinderat ein, in dem unter anderem im Bauausschuss sitzt. "Mir ist bewusst geworden, wie wichtig die Kommunalpolitik für die Bürger ist", sagt er. "Deshalb habe ich mir das Ziel gesetzt, Bürgermeister zu werden."

Der 49-Jährige führt einen beherzten Wahlkampf. Er hat an alle Wahlberechtigten einen persönlichen Brief adressiert und auf eigene Kosten Flyer verteilt und Plakate im Gemeindegebiet aufgehängt. Ndogmo verfolgt eine Vielzahl konkreter Ziele, die er als Bürgermeister verwirklichen will. Um dem Bürger Gehör zu verleihen, möchte er online oder per Post ein Forum einrichten, über das Anliegen und Sorgen vorgetragen werden können. Um dem Bevölkerungswachstum gerecht zu werden, will er im Hauptort Erdweg zeitnah ein Kinderhaus errichten. "Das müssen wir am besten schon gestern Nacht machen." Die mangelhafte medizinische Versorgung in der Gemeinde will er durch ein Medizinisches Versorgungszentrum oder ein Ärztehaus beheben, indem die Gemeinde Ärzten erschwinglichen Raum für neue Praxen bietet. Zum Dauerthema "Gewerbegebiet" in der Kommune sagt er: "Der Bürgermeister muss ständig auf der Suche sein, um an neue Grundstücke zu kommen. Es gibt Flächen, die man haben kann. Man muss sich nur geschickt anstellen bei den Verhandlungen." So werde er auch bei ungenutzten landwirtschaftlichen Höfen anfragen, um ortsansässigen Unternehmen Flächen zum Expandieren zu bieten. "Sie müssen wir unterstützen und hier behalten."

In Hinsicht auf den Engpass im Erdweger Haushalt sagt er: "Wir müssen uns auf die Pflichtaufgaben konzentrieren. Wo etwas bezuschusst wird, muss der Bürgermeister sofort dran sein." Ndogmo setzt sich auch für die Verlagerung des Erdweger Sportplatzes auf ein Gebiet östlich der Bahn ein. Seine Marschroute: "Erst den konkreten Flächenbedarf feststellen und dann in Gespräche mit den Grundstückseigentümern treten". Schließlich will er ein Gemeindefest veranstalten, um das Zusammengehörigkeitsgefühl der einzelnen auf sich konzentrierten Ortsteile zu stärken. "Ich bin vor fünf Jahren sehr herzlich hier aufgenommen worden. Diese Herzlichkeit möchte ich als Bürgermeister zurückgeben.

© SZ vom 18.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: