Mit Schnittwunden oder Blasen an den Füßen:370 Patienten in der BRK-Wache

Mit Schnittwunden oder Blasen an den Füßen: Blutdruck messen, Blasen versorgen, Wunden behandeln: Die Einsätze der BRK-Sanitäter sind auf dem Volksfest breit gefächert.

Blutdruck messen, Blasen versorgen, Wunden behandeln: Die Einsätze der BRK-Sanitäter sind auf dem Volksfest breit gefächert.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Sanitäter des BRK sind an den zehn Volksfesttagen ständig im Einsatz - auch wegen zahlreicher Schlägereien

Von Benjamin Emonts, Dachau

Die Volksfestwache des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Dachau wäre auch "für einen großen Einsatz mit 30 leicht bis mittelschwer verletzten Personen gerüstet", so versicherte Einsatzleiter Dieter Ebermann zu Beginn des Dachauer Volksfests. Doch der Großeinsatz wurde zum Glück nicht nötig. Der starke Sturm, der am Freitagabend über dem Volksfest getobt hatte, hinterließ keine Verletzten. Aber die Wiesn-Wache musste in diesem Jahr bedauerlicherweise deutlich mehr Personen behandeln, die bei Schlägereien verletzt wurden: An den zehn Volksfesttagen transportierte sie allein 27 Personen mit Schnittverletzungen und Platzwunden infolge von Auseinandersetzungen ins Dachauer Klinikum.

Zuletzt sammelten die Helfer in der Nacht von Montag auf Dienstag zwei Personen auf der Ludwig-Thoma Straße ein, die Faustschläge abbekommen hatten. Weil Platz- und Schnittwunden in der provisorischen Wiesn-Wache nicht genäht werden können, wurde einer der Männer nach einer Erstversorgung ins Dachauer Krankenhaus gebracht. Insgesamt kam das während des Volksfests 41 Mal vor. Fünf Verletzte mussten sogar von einem Notarzt begleitet werden. Bei 27 Patienten war eine vorangegangene körperliche Auseinandersetzungen der Grund für die Verletzungen, die übrigen 14 klagten über Herz- oder Kreislaufbeschwerden.

Schon an diesen Zahlen lässt sich erkennen, wie dringend erforderlich und wichtig das Engagement des BRK ist, betont Ebermann. In der Volksfestwache im Haus der Erwachsenenbildung engagierten sich insgesamt 52 Helfer, die alle ehrenamtlich arbeiteten. Die Stelle war jeden Tag von zwölf Uhr mittags bis Mitternacht besetzt, pro Schicht waren jeweils zehn bis zwölf Helfer im Einsatz. "Viele nehmen dafür extra Urlaub", sagte Ebermann. Und der BRK-Vorsitzende und CSU-Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath ergänzte beim obligatorischen Besuch der Wiesn-Wache am ersten Volksfest-Wochenende: "Das bedeutet an zehn Tagen 1500 Stunden ehrenamtliche Arbeit für die Sicherheit der Volksfestbesucher." Die Ehrenamtlichen betrieben dieses Mal sogar ein Wickelzimmer im Haus der Erwachsenenbildung.

Insgesamt versorgte das BRK heuer wieder 370 Patienten, also 20 mehr als auf dem Volksfest im Vorjahr. Allerdings waren damals weniger Besuche auf der Thomawiese als in diesem Jahr. Grund: Der Feiertag lag günstig, und viele konnten sich mit einem Brückentag ein verlängertes Wochenende machen. Die mit Abstand meisten Hilfesuchenden sind übrigens traditionell Menschen, denen der Schuh drückt und die deshalb über schmerzhafte Blasen am Fuß klagen. Dafür sind die Sanitäter gerüstet, sie helfen dann mit einem Pflaster aus. "Das ist seit Jahrzehnten so. Da beugen wir vor", sagt Ebermann.

Die Zahl der Alkoholvergiftungen war mit insgesamt acht in diesem Jahr erfreulich gering. Allerdings hat die Volksfeststatistik nur diejenigen gezählt, die "nicht mehr in der Lage waren, es alleine nach Hause zu schaffen". "Sie waren alle unter 30", sagte Ebermann. Größere Sorgen bereitete dem BRK ein 18-jähriger Mann aus Koblenz, der Dienstagnacht auf dem Heimweg vom Volksfest in die Amper gefallen war. Er hatte aber Glück im Unglück: Das Sicherheitspersonal an einem Ausgang des Volksfests war aufmerksam. Den Ordnern war der junge Mann aufgefallen, deshalb alarmierten sie die Rettungskräfte. Das BRK barg ihn mit Hilfe der Feuerwehr, versorgte seine schweren Kopfverletzungen und transportierte ihn ins Dachauer Krankenhaus. Inzwischen befinde sich der junge Mann auf dem Weg der Besserung. Er habe das Krankenhaus bereits verlassen, sagt der BRK-Einsatzleiter. "Er hat Glück gehabt."

Das sogenannte "Rebel-Set", das das Bayerische Innenministerium erstmals zur Verfügung gestellt hat, wurde glücklicherweise nicht benötigt. Die Tasche beinhaltet Spezialmaterial zur Versorgung stark blutender Wunden durch Stich- oder Schussverletzungen und kann im Fall von Terroranschlägen oder Amokläufen eingesetzt werden. Doch davon blieb das Volksfest verschont.

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