Mint-Campus in Dachau:Frei forschen, rechnen und werken

Die OrganisationDie Mitglieder des Trägervereins

Der Trägerverein übernimmt die Grundfinanzierung des Mint-Campus mit je 50 000 Euro in den ersten beiden Jahren, die Landkreis-Kommunen steuern einen Mitgliedsbeitrag von je 300 Euro jährlich zu. Landrat Stefan Löwl (CSU) wurde zum Vorsitzenden gewählt, Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) zu seinem Stellvertreter. Richard Reischl (CSU), Bürgermeister von Hebertshausen, wurde Schriftführer, Markus Trinkl (Freie Wähler) aus Odelzhausen Schatzmeister. Anton Kerle (CSU) aus Altomünster und Marcel Fath (Freie Wähler) aus Petershausen wurden zu Kassenprüfern gewählt. Projektleiterin ist CSU-Kreisrätin Eva Rehm.

"Ein solcher Verein ist einmalig in Deutschland", sagt sie. Normalerweise entstünden solche Schülerforschungszentren aus privaten Initiativen. Der Trägerverein wird in Zukunft grundlegende Entscheidungen treffen. Zur Unterstützung des Vorstands wird noch ein Fachbeirat einberufen. Rehm stellt sich eine Gruppe von zwölf bis 15 Personen vor. Darunter könnten Vertreter aus der Erwachsenenbildung, dem Schulamt, der Wirtschaft und der Agentur für Arbeit sein.

Auf Dauer soll der Mint-Campus unabhängig von öffentlichen Mitteln finanziert werden. Deshalb wird ein Förderverein gegründet, in dem neben Unternehmen und lokalen Institutionen auch Einzelpersonen willkommen sind. Angepeilter Gründungstermin ist der 30. April. "Wir sind auf starkes Sponsoring angewiesen", sagt Rehm. Sparkasse und Volksbank beteiligen sich bereits jetzt an der Ausstattung der Räume, mit mehreren Landkreisunternehmen führt die Projektleiterin noch Gespräche. Dabei geht es nicht nur um Finanzierungsfragen, sondern auch um die Betreuung der Jugendlichen und um Angebote wie Betriebsführungen. asl

Der neu gegründete Verein Mint-Campus soll den Aufbau eines außerschulischen, naturwissenschaftlichen Zentrums am Dachauer Effner-Gymnasium vorantreiben. Der Standort gefällt jedoch nicht allen.

Von Anna-Sophia Lang

Der Landkreis will die naturwissenschaftliche Bildung verbessern und hat dafür den Verein Mint-Campus gegründet. Er plant einen Treffpunkt für junge Leute, die sich außerhalb der Schule mit Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik befassen möchten. Ziel ist es, mehr Nachwuchs für die Naturwissenschaften zu gewinnen. Standort ist die Dependance des Josef-Effner-Gymnasiums in der Steinstraße in Dachau, wo gerade eine Ganztagsschule aufgebaut wird.

Den Beschluss für einen Mint-Campus hat der Schul- und Kreisausschuss bereits im Oktober vergangenen Jahres gefällt. Nun folgte der nächste Schritt: Landkreis, Stadt und Kommunen gründeten den Trägerverein. Projektleiterin Eva Rehm, Kreisrätin der CSU, skizziert das Mint-Ziel: "Wir wollen Kindern und Jugendlichen in diesem Bereich die gleichen außerschulischen Möglichkeiten bieten, die es schon bei Musik und Sport gibt." Am Campus können sich bald alle Schüler von der vierten Klasse in der Grundschule bis zum Abitur begleitet lassen. Rehm sagt: "Sie sollen selbstständig experimentieren." Auf diese Weise möchte der Verein nicht nur bereits bekannte Talente fördern, sondern alle interessierten Jugendlichen.

Momentan sind Öffnungszeiten von Donnerstag bis Samstag im Gespräch. Mit den Jugendarbeitern von Stadt und Gemeinden verhandeln Rehm und ihre Kollegen bereits über eine Integration der Angebote in die Ferienprogramme. Vor allem aber haben sie Gespräche mit den Schulen im Landkreis geführt: Denn der Mint-Campus soll mit den Lehrplänen und Projekten der Schulen verzahnt und Projekte gemeinsam koordiniert werden. So wie der Physikwettbewerb GYPT, der im Februar am Josef-Effner-Gymnasium (JEG) stattfand. Rehm: "Wir verstehen uns dabei auch als Begleiter von Schulen, die in den Mint-Fächern stärker werden wollen."

Der erste Stock der Pavillon-Anlage des Effner-Gymnasiums an der Steinstraße steht leer. Dort werden nun eine Holz- und Metallwerkstatt eingerichtet, außerdem ein Raum für Informatik und Robotik sowie ein Verwaltungs- und Schulungszimmer. In diesem sollen Lehrkräfte fortgebildet werden. Die Räume vermietet der Landkreis an den Trägerverein. Außerhalb der Unterrichtszeiten können zudem die Physik- und Chemieräume des JEG genutzt werden. Der Zugang zum Campus erfolgt derweil über einen separaten Eingang in der Liegsalzstraße, so dass der Schulbetrieb nach Rehms Angaben "völlig ungestört" bleibt.

Als Betreuer sind junge Forscher von Technischen Universität München und die Dachauer Initiative der Aktivsenioren vorgesehen. Diesem Verein haben sich ehemaligen Ingenieure, Professoren, Handwerksmeister und andere Fachkräfte zusammengeschlossen. Außerdem sucht Projektleiterin Rehm weitere Betreuer (info@mintcampus-dachau.de).

Mint-Kritiker bemängeln, dass der Landkreis mit solchen Initiativen nur sehr sporadisch dem Fachkräftemangel entgegenwirken könne. Sie sehen auch die Unternehmen in der Pflicht, die für die gezielte Förderung von Mint-Berufen zuständig seien. Außerdem sei zu befürchten, dass eine solcher Campus die außerschulische Belastung noch erhöhe. Zudem eigne sich Dachau als Standort nicht, weil dadurch der restliche Landkreis einmal mehr ins Hintertreffen gerate. Damit niemand benachteiligt wird, wünscht sich Eva Rehm auf Dauer ein Fahrzeug für den Campus. Mit dem könnte Material quer durch den Landkreis transportiert werden und Projekte auch an weiter entfernten Schulen, in Unternehmen oder an Jugendtreffpunkten angeboten werden. Eines hält Eva Rehm den Kritikern des Projekts grundsätzlich entgegen: "Wenn wir uns als Bildungslandkreis verstehen, passt der Mint-Campus genau ins Bild."

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