Mini-Karlsfeld:Wunschzettel an den Bürgermeister

Mini-Karlsfeld: Zeitung lesen macht Spaß: Der sechsjährige Jonas (Mitte), staunt, wie gut das die beiden Siebenjährigen, Marlon (links) und Daniil, schon können.

Zeitung lesen macht Spaß: Der sechsjährige Jonas (Mitte), staunt, wie gut das die beiden Siebenjährigen, Marlon (links) und Daniil, schon können.

(Foto: Toni Heigl)

Die Kinder aus dem Feriendorf Mini-Karlsfeld wollen den Skaterpark wieder haben, eine "Rutsche mit Biegung" im Hallenbad und weniger Müll am See. Ein SZ-Besuch im Jugendhaus

Von Daniela Gorgs, Karlsfeld

Warum passiert immer genauso viel, wie in die Zeitung hineinpasst? Es passiert natürlich viel mehr. Die Kunst des Zeitungsmachens besteht aus dem Aussieben von Nachrichten. Ist der Leser direkt betroffen? Über was sprechen die Menschen? Was haben sie erlebt? Vielleicht haben viele von ihnen die Sirenen gehört oder auch die Polizei vorbeirasen sehen, als diese zum Raubüberfall auf die Karlsfelder Apotheke gerufen wurde. Am Donnerstag konnten sie in der Dachauer SZ nachlesen, was passiert war. Ein Vorfall, der groß auf die Titelseite kam. Zwei Bilder und 120 Zeilen Text. Die Kinder, die am Donnerstagnachmittag im Feriendorf Mini-Karlsfeld in die Welt des Zeitungsmachens eintauchen und sich die Titelseite des Lokalteils ansehen, kennen die Karlsfelder Apotheke und beginnen sogleich eine Diskussion über die Festnahme des Täters. Marlon, 7, sagt: "Die Polizei arbeitet sehr gut."

Die Ferienkinder sprechen über Fingerabdrücke, Verfolgungsjagden und Handschellen. Und überlegen dann, was sie sonst noch gerne in der Zeitung lesen würden. Zum Beispiel über Müll sollte mehr berichtet werden. Den Müll am Karlsfelder See. Marlon und Jonas können sich darüber echt aufregen. Die Kinder beteuern, ihre Abfälle in die Tonnen zu werfen. Daniil, 7, nimmt sogar den Kaugummi wieder mit nach Hause, erzählt er. Auch Rudi Denk, Sozialpädagoge am Jugendhaus Karlsfeld, missfällt der Müll im Erholungsgebiet. Er hört kurz in die Runde hinein und nickt zustimmend: "Gutes Thema." Nur, wer schafft Abhilfe? Stefan Kolbe, der Bürgermeister von Karlsfeld? Dem könnte man sagen, er solle auch im Familienbad in Dachau das Müllproblem beseitigen lassen. Dort auf den Wiesen sieht's genauso aus wie am Karlsfelder See, weiß Jonas. Moment mal, in Dachau ist ein anderer Bürgermeister zuständig. Egal. Die Runde überlegt, was ihnen an ihrem Heimatort gefällt und wo sie sich noch Verbesserungen vorstellen könnten. Grundsätzlich: Karlsfeld finden sie alle toll. Aber dann formulieren sie klar und diplomatisch ihre Wünsche in einer Nachricht an Stefan Kolbe: "Lieber Bürgermeister, wir hoffen sehr, dass der Skatepark wieder eröffnet wird. Wir sind sehr traurig, dass er geschlossen wurde." Eine Rutsche "mit Biegungen" fürs Hallenbad und Tret- sowie Ruderboote für den Karlsfelder See fänden sie noch gut. Auch solle der Bürgermeister weniger Straßen bauen lassen, damit die Natur nicht beschädigt werde. Und längere Ferienzeiten bräuchte man, fällt Roman, 10, noch ein. "Ich hoffe, Sie können viele Wünsche erfüllen und sind nicht traurig über unsere Forderungen", heißt es am Ende der Nachricht. Dann wollen die Kinder einer anderen Sache auf den Grund gehen und die Frage erörtern, wie viele Fische es im Karlsfelder See gibt. Mit einem großen Fischernetz könnte man alle rausholen und zählen, überlegen sie. Es bleibt bei der Idee, schnell ist klar, dass Fische an Land nur wenige Sekunden überleben. Also, die Fische lieber schwimmen lassen und am Jugendhaus Karlsfeld auf dem Traktor herumklettern.

Mini-Karlsfeld am Jugendhaus, Jahnstraße 10, findet noch von Dienstag, 16., bis Freitag, 19. September statt. Beginn 10 Uhr, Ende 16.30 Uhr.

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