14 Millionen Euro:Vierkirchen verabschiedet Rekordhaushalt

Kinderbetreuung, Kläranlage, Straßenbau: Die Gemeinde investiert in große Projekte und nimmt deshalb mehr als drei Millionen Euro Schulden auf. Bürgermeister Harald Dirlenbach bleibt gelassen, weil die Steuereinnahmen nach wie vor sprudeln

Von Benjamin Emonts, Vierkirchen

Die Gemeinde Vierkirchen hat in naher Zukunft große Aufgaben zu schultern. Der moderne Kinderhort an der Grundschule soll noch in diesem Jahr bezugsfertig sein und die Kläranlage modernisiert werden. Im Haushalt 2018 schlagen sich diese großen Projekte natürlich nieder. Der Etat hat erstmals in der Geschichte der 4600-Einwohner-Gemeinde das Rekordvolumen von insgesamt 14,4 Millionen Euro erreicht. Für die dringend notwendigen Investitionen muss die Gemeinde mehr als drei Millionen Euro Schulden aufnehmen. Bürgermeister Harald Dirlenbach (SPD) bleibt dennoch gelassen. "Das hört sich erst dramatisch an, ist aber gar nicht so schlimm", versichert er. "Wir bauen ja keine goldenen Luftschlösser, sondern investieren in unsere Zukunft."

Dirlenbach weiß natürlich, dass seine Gemeinde finanziell recht weich gebettet ist. Gemessen an ihrer überschaubaren Größe hat die Kommune überdurchschnittlich viel und vor allem funktionierendes Gewerbe angesiedelt. Die Steuereinnahmen sind in den vergangenen Jahren gesprudelt. Für das Jahr 2018 hat der neue Kämmerer Robert Szeidel Gewerbesteuern in Höhe von 2,5 Millionen Euro im Verwaltungshaushalt eingeplant. Und das ist wohlgemerkt "zurückhaltend" kalkuliert, wie er es formulierte.

Richtfest Grundschulhort

Eine Investition in die Zukunft: Bürgermeister Harald Dirlenbach inspiziert den Rohbau für den Kinderhort an der Grundschule.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Den Bewohnern der Gemeinde geht es allgemein gut, was nicht nur daran liegt, dass sich in der Ortschaft eine Rentnerband für ihre Lebensqualität einsetzt oder im Sommer ein Naturbad zum Schwimmen und Erholen parat steht. Fast alle Bürger aus der Gemeinde haben eine Arbeit und kommen damit gut aus. Im Jahr 2018 kann die Kommune deshalb mit 3,8 Millionen Euro Einkommensteuer planen.

Die hohe Steuerkraft Vierkirchens hat aber auch negative Auswirkungen auf den Haushalt. Die jährliche Abgabe an den Landkreis Dachau, die sogenannte Kreisumlage, bemisst sich an dieser Steuerkraft und beträgt heuer satte 2,46 Millionen Euro - die mit Abstand größte Ausgabe im Verwaltungshaushalt der Gemeinde. Gleichzeitig fällt die Schlüsselzuweisung, die der Freistaat Bayern an finanzschwache Kommunen verteilt, für Vierkirchen komplett aus. Zudem macht das Wachstum stattliche Investitionen in die Infrastruktur erforderlich. Die vorhandenen Kinderbetreuungseinrichtungen der Gemeinde platzen bereits aus allen Nähten. Noch bis Ende des Jahres soll der moderne Kinderhort neben der Grundschule fertig gebaut und in Betrieb genommen werden. Allein für diese Maßnahme hat Kämmerer Szeidel im Haushalt einen Betrag von 2,1 Millionen Euro veranschlagt.

Außerdem will die Gemeinde den bestehenden Kindergarten Villa Kunterbunt an der Indersdorfer Straße möglichst zeitnah erweitern. Ein entsprechendes Grundstück neben dem Kindergarten hat die Gemeinde bereits erworben. Der Anbau soll möglichst an das bestehende Gebäude anschließen. Für die Planung wurden im Haushalt nun 30 000 Euro verbucht. Insgesamt dürfte das Projekt mehr als zwei Millionen Euro kosten. Die Gemeinde verbucht für die Kinderbetreuung jedes Jahr ein erhebliches Defizit von bis zu einer Million Euro. Die Gemeinderäte äußern sich dementsprechend negativ über den Freistaat Bayern, dessen Hilfe sie vermissten. "Die Regierung lässt uns im Stich bei der Kinderbetreuung", beklagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Seitz.

Haushalt in Zahlen

Gesamtvolumen: 14,4 Millionen Euro

Verwaltungshaushalt (laufende Ausgaben): 9,2 Millionen Euro

Vermögenshaushalt (Investitionen): 5,2 Millionen Euro

Einnahmen: Einkommensteuer 3,8 Millionen, Gewerbesteuer 2,5 Millionen; Erstattungen vom Land 900 000.

Ausgaben: Kreisumlage 2,5 Millionen, Personal 1,7 Millionen, Zuschüsse an soziale oder ähnliche Einrichtungen 2 Millionen, Sachaufwand 1,5 Millionen Euro.

Investitionen: Errichtung Kinderhort 2,1 Millionen, Grundstückserwerb 550 000, Energieoptimierung Kläranlage 420 000 Euro, Straßenbau 300 000, Brandschutz Grundschule 280 000

Pro-Kopf-Verschuldung: 740 Euro

Andere Investitionen fließen in die Energieoptimierung der Kläranlage (420 000 Euro), Straßenbaumaßnahmen (300 000), Brandschutzmaßnahmen in der Grundschule (280 000), den Breitbandausbau (280 000) oder in die Kanalsanierung in Rettenbach (180 000). Deutlich angestiegen sind auch die Personalkosten der Gemeinde, die fast 1,7 Millionen Euro betragen. Nachdem die Gemeinde personell lange Zeit sehr dünn besetzt war und zwei Langzeiterkrankte zu verschmerzen hatte, hat man sich nun breiter aufgestellt. Die Personalkosten sind im Vergleich zum Vorjahr um fast 200 000 Euro gestiegen. Manchem Gemeinderat bereitet das leise Sorgen. Bürgermeister Dirlenbach beschwichtigt aber, dass die Gemeinde mit dem nun vorhandenen Personal für einige Jahre auskommen werde.

Unter dem Strich muss die Gemeinde im Haushalt 2018 ein Darlehen von 3,3 Millionen Euro aufnehmen. Bei der aktuellen Zinslage und in Erwartung eines staatlichen Zuschusses von fast einer Million Euro ist das allerdings zu verschmerzen. Sämtliche Fraktionen zeigen sich sehr zufrieden mit dem Haushalt und sprechen dem neuen Kämmerer Robert Szeidel und seiner Vorgängerin und jetzigen Geschäftsführerin der Gemeinde, Cornelia Hartl, ein großes Lob aus. "Das ist ein solider Haushalt, den wir so mittragen können", kommentiert Gerhard Pechler von den Freien Wählern das Zahlenwerk.

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