Mehr als 400 Haushalte befragt:Wo Odelzhausener einkaufen gehen

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Ein Gutachten zeigt: Das Ärztehaus und die beiden Apotheken binden Kaufkraft im Ort - das Einzelhandels-Angebot allerdings muss deutlich ausgebaut werden.

Von Renate Zauscher, Odelzhausen

Wie sieht die Versorgungssituation in Odelzhausen aus und wo besteht Handlungsbedarf, um Verbesserungen zu erreichen? Bürgermeister Markus Trinkl (parteifrei) und seine Gemeinde suchen Antworten auf diese Fragen und haben deshalb ein Beratungsunternehmen mit der Erstellung eines Einzelhandelsgutachten beauftragt. Im Gasthof Willibald wurden einem interessierten Publikum die Ergebnisse einer Umfrage unter Odelzhausener Bürgern und solchen, die aus dem Umland zum Einkauf kommen, vorgestellt.

Mehr als 400 Haushalte wurden befragt, teils telefonisch, teils in sogenannten Point-of-Sale-Befragungen im Ortszentrum und im Gewerbegebiet. Die Ergebnisse seien "hochspannend", sagt Christian Hörmann vom Büro Cima. So kommen überraschend viele Kunden aus umliegenden Orten wie Sulzemoos, Pfaffenhofen oder Egenhofen, aus Adelzhausen und sogar aus Altomünster. Der Grund: "Im Umkreis von einer Viertelstunde Fahrzeit gibt es keine Konkurrenz", sagt Hörmann. Das Gros derjenigen, die nach Odelzhausen zum Einkauf fahren, hat allerdings weniger das Ortszentrum als vielmehr das Gewerbegebiet mit einem Edeka-Markt und einem Lidl zum Ziel: Vor allem Letzterer ist sehr gefragt. Für Hörmann und seine Mitarbeiterin Katharina Menz auch dies ein erstaunliches Ergebnis: "Ein Discounter dürfte eigentlich nicht besser abschneiden als ein Vollsortimenter". Auch die Odelzhausener selbst kaufen überwiegend im Gewerbegebiet und nur zu einem kleinen Teil in der Ortsmitte ihre Lebensmittel ein. Knapp ein Fünftel der Befragten gibt an, außerdem in Richtung Bergkirchen oder Dachau zu fahren.

Wie also könnten solche wirtschaftlich und ökologisch "unnötigen Versorgungsfahrten" und das Abfließen von Kaufkraft verhindert werden? Der Experte rät zum einen, dort, wo Odelzhausen stark ist, anzusetzen und das entsprechende Angebot auszuweiten. Als Pluspunkte nennt Hörmann den Bau des Ärztehauses und auch die beiden stark frequentierten Apotheken gleich gegenüber, die zusammen einen Koppelungseffekt bewirkten, was auch Kunden aus dem Umland binde. Auch der Bioladen im Zentrum binde viel Kaufkraft. Mit der Ansiedlung weiterer kleiner Spezialgeschäfte und Dienstanbieter, durchaus auch solcher im Medizinbereich, lasse sich die Situation weiter verbessern.

Sehr deutlich wird in der Umfrage, dass das örtliche Angebot in vielen Bereichen mangelhaft ist. Es wird mehr Auswahl und mehr Qualität verlangt. Im bestehenden Edeka-Markt dürfte das Ziel einer breiteren Angebotspalette schon aus Raumgründen nicht umsetzbar sein: "Mit dieser schwierigen Immobilie kann man nicht besser werden", sagt Hörmann. Unbedingt notwendig sei die Ansiedlung eines Drogeriemarktes, um den Abfluss von Kaufkraft aus der Gemeinde zu verhindern.

Im Anschluss an die Vorstellung der Umfrageergebnisse konnten die rund 50 Besucher eigene Fragen stellen. Hörmann stellte in der Diskussion klar, dass Wünsche nach einer Ansiedlung von Spezialgeschäften etwa für Textilien keine Aussicht auf Realisierung haben. "Ich spreche nur über das, was möglich ist", sagte Christian Hörmann; Prognosen für die Zukunft seien in Zeiten zunehmenden Internethandels ohnehin äußerst schwierig.

Trotz dieser Situation sehen sowohl Bürgermeister Markus Trinkl wie auch der Cima-Mitarbeiter Hörmann große Chancen für eine positive Entwicklung des Einzelhandels vor Ort: "Die Rahmenbedingungen sind gut", sagt Hörmann, und Trinkl konnte über vielfache Anfragen interessierter Investoren berichten. Das beauftragte Beratungsbüro wird jetzt noch detailliertere Handlungsempfehlungen ausarbeiten und Mitte Juni Gemeinde und Bürgern vorstellen. Der Gemeinderat werde anschließend über das weitere Vorgehen entscheiden, erklärte Trinkl, und die baurechtlichen Voraussetzungen für die künftige Entwicklung im Einzelhandel schaffen. Der Rest wird Verhandlungssache mit den privaten Grundeigentümern sein.

© SZ vom 08.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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