Medizin:Begleiter auf dem letzten Weg

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Vor fünf Jahren haben Ärzte, Pfleger, Klinik und Hospizverein ein ambulantes Palliativteam gegründet und seitdem 1134 Menschen betreut. Die Einrichtung ist aus der medizinischen Versorgung in Dachau nicht mehr wegzudenken

Von Petra Schafflik, Dachau

Egal wie aktiv, erfolgreich oder gesundheitsbewusst ein Leben auch verlaufen mag - irgendwann muss jeder Mensch den letzten Weg antreten. Ein Weg, den viele nicht in einer Klinik, sondern lieber im häuslichen Umfeld gehen möchten. Damit dies möglich wird, damit schwerstkranke Sterbende daheim auf eine kompetente medizinische Begleitung vertrauen können, wurde im Landkreis vor fünf Jahren die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) gegründet. Ein Angebot das gefehlt hatte, ein "missing-link in der Versorgung", sagte der Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath (CSU) auf dem Festakt zum Jubiläum, zu dem am Mittwoch Vertreter von Kliniken, Hospizverein, Pflegediensten und Ärzte ins Thoma-Haus gekommen waren.

Als Sozialpolitiker unterstützte Seidenath die Gründung der SAPV, die heute aus dem medizinischen Netzwerk der Region nicht mehr wegzudenken ist. Das Team betreut etwa 250 todkranke Patienten im Jahr. Den allermeisten ermöglicht der Dienst, so der ärztliche Leiter Herbert Michalczyk, "ihr Leben dort zu beenden, wo es von den Patienten auch gewünscht wird, nämlich zu Hause."

Wie wichtig diese besondere Versorgung ist, zeigt ein Blick auf nüchterne Daten. Seit die SAPV im Juli 2011 ihre Arbeit aufgenommen hat, wurden 1134 Menschen betreut. Die Versorgung fällt dabei so individuell aus, wie die Umstände der Patienten sind. Neben der medizinischen Unterstützung steht auch die menschliche Begleitung und in Kooperation mit Seelsorgern, Psychologen und Therapeuten weitergehende Unterstützung. In Zusammenarbeit mit dem Elisabeth-Hospizverein sind auch entlastende Dienste für Angehörige möglich. Kern der SAPV ist das Team speziell qualifizierter Ärzte und Pflegekräfte, das Patienten nicht nur mit regelmäßigen Hausbesuchen begleitet, sondern in Krisen und Notfällen rund um die Uhr erreichbar ist. Eine Rückversicherung, die dem familiären Umfeld Mut macht, sich die schwere Aufgabe zuzutrauen. Das zeigen auch kurze Statements von Angehörigen, die in einem kurzen Film beim Festakt präsentiert wurden.

Was heute ein Segen ist für Schwerstkranke, war bei der Gründung noch ein Wagnis. Ärzte im Landkreis hatten die Notwendigkeit so eines Angebots erkannt. Parallel suchte der Dachauer Palliativmediziner Edgar Müller, heute gemeinsam mit Leonore Hiebsch, Vorstand der SAPV-Genossenschaft, damals Mitstreiter für ein Hilfenetz. Von der Idee war Seidenath sofort überzeugt, "aber wir haben Neuland betreten". Die Gründung einer Genossenschaft, die den Dienst trägt, verlief dann problemlos. Auch das Startkapital war in vier Wochen gesammelt. Zu den Unterstützern der ersten Stunde zählte neben Banken und Unternehmen auch der SZ-Adventskalender. Viele erkannten, wie wichtig eine Begleitung in der letzten Lebensphase ist. Eine Erkenntnis, die auch alle Beteiligten im medizinischen Netzwerk des Landkreises eint. Denn was die SAPV besonders auszeichne, betonte Seidenath ausdrücklich, sei die Gemeinsamkeit. "Egal ob Klinik, niedergelassene Ärzte oder Medizinische Versorgungszentren, alle zogen und ziehen immer noch an einem Strang."

Nach fünf Jahren ist die SAPV eine feste Größe im Versorgungsnetz. Doch wie wird sich die Begleitung Schwerstkranker entwickeln? Ein SAPV-Roboter ist nicht die Zukunft, sagt Pflegeleiterin Beate Birk. "Die Hände sind unser wichtigstes Instrument." Aber die SAPV will sich weiterentwickeln. Und alle Bürger unter dem Stichwort "Advanced-Care-Planning" ermutigen, rechtzeitig zu überlegen, wie sie am Lebensende betreut werden möchten.

© SZ vom 17.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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