Busfahrer des Jahres:Der ganz persönliche Chauffeur

Bei der Aktion "Busfahrer des Jahres" erhält Niko Tziutzukis aus Markt Indersdorf die meisten Stimmen aus dem Landkreis - und sogar der gesamten Region. Die Fahrgäste sind von seinem Service begeistert.

Von Christian Krügel und Robert Stocker, Markt Indersdorf/München

Die Fahrgäste im Landkreis Dachau haben ihren Busfahrer des Jahres gewählt: Niko Tziutzukis aus Markt Indersdorf. Der 61-Jährige fährt auf der Linie 708 von Markt Indersdorf über viele kleine Ortschaften bis Kammerberg im Landkreis Freising. Der Münchner Verkehrsverbund (MVV) und die Süddeutsche Zeitung hatten zum ersten Mal dazu aufgerufen, die besten Busfahrer zu küren. MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag nennt die Aktion einen "vollen Erfolg": Endlich sei der schwierige Beruf des Busfahrers "in den Mittelpunkt gerückt" worden, was auch der steigenden Bedeutung des Busverkehrs in der Region gerecht werde - mit dem der MVV in den nächsten Jahren große Pläne habe.

Etwa 700 Fahrgäste haben sich an der Wahl zum Busfahrer des Jahres beteiligt: Sie konnten besonders rücksichtsvolle und kundenfreundliche Fahrer auf allen Linien außerhalb der Stadt München vorschlagen. Eine Jury aus Vertretern von MVV und SZ sowie Stefan Hofmeir, Vorsitzender des Fahrgastbeirates im MVV, kürten daraus die Landkreissieger. Dabei spielte nicht nur die Zahl der Einsendungen eine Rolle, sondern auch die Begründungen. Besonders die Freundlichkeit gegenüber Kindern, Senioren und Ortsunkundigen zählte, aber auch Fahrstil und Pünktlichkeit. "Die meisten unterschätzen, wie anspruchsvoll der Beruf des Busfahrers ist", sagt MVV-Chef Freitag. Sie müssten nicht nur sicher und pünktlich fahren, sondern seien auch Ansprechpartner für die Kunden in allen Situationen - von der Fahrplan- bis zur Tarifauskunft. "Die allermeisten bringen jeden Tag eine tolle Leistung", sagt Freitag.

"Du hast einen Brief vom MVV bekommen", teilte Busunternehmer Peter Heigl Niko Tziutzukis per Telefon mit. Der war gerade mit seinem Bus auf der Linie 708 unterwegs. "Kannst ihn schon aufmachen", antwortete der 61-Jährige seinem Chef. Aus dem Schreiben ging hervor, dass Tziutzukis der beliebteste Busfahrer im Landkreis ist. Er erhielt sogar die meisten Stimmen in der gesamten Region, die Zuschriften von Fahrgästen waren geradezu hymnisch. "Das tut im Herzen gut", beschreibt Tziutzukis die Freude über seine Wahl.

"Ich bedanke mich bei allen Fahrgästen." Schon 14 Jahre lang ist der gebürtige Grieche beim Amperpettenbacher Busunternehmen Heigl beschäftigt. Seit dieser Zeit steuert er auch seinen Bus auf der Linie 708, die über flaches Land und viele Weiler führt. Die Fahrgäste kennen ihren Chauffeur, und Tziutzukis kennt seine Kunden, die über Jahre hinweg dieselben geblieben sind. "Ich pflege mit ihnen bewusst einen näheren Kontakt", sagt der fröhliche und eloquente Mann, dessen Markenzeichen ein grünes Kangol-Käppi und ein bunter Strickschal sind.

Busfahrer des Jahres: "Ich pflege zu den Fahrgästen bewusst einen näheren Kontakt": Niko Tziutzukis, gebürtiger Grieche, wurde 2014 zum beliebtesten Busfahrer im Landkreis Dachau gekürt. (Archivbild)

"Ich pflege zu den Fahrgästen bewusst einen näheren Kontakt": Niko Tziutzukis, gebürtiger Grieche, wurde 2014 zum beliebtesten Busfahrer im Landkreis Dachau gekürt. (Archivbild)

(Foto: Toni Heigl)

Mit seinem Bus fahren auch viele Bewohner von Pflegeheimen, denen er beim Ein- und Aussteigen hilft. Und er hört ihnen aufmerksam zu, wenn sie von ihren Problemen erzählen. Auch die kleinen Fahrgäste erhalten eine spezielle Betreuung. "Schüler sind oft unsicher, der Schulranzen ist größer als das Kind", erklärt Tziutzukis seinen Beschützerinstinkt. Er fährt die Kinder vor ihre Haustür, damit sie nicht über die Straße gehen müssen. Außerdem hat er Verständnis dafür, wenn sie im Bus mal lauter sind. "Dann muss man halt mit ihnen reden." Manchmal sammelt Tziutzukis sogar Fahrgäste auf, die wegen einer verspäteten S-Bahn den Bus verpasst haben - auch mit seinem Privatauto. Sein Chef ist damit einverstanden, wenn der Fahrplan dadurch nicht aus den Fugen gerät. "Der Peter ist sehr sozial eingestellt", lobt Tziutzukis seinen Vorgesetzten.

Umso weniger Verständnis hat er dafür, dass das Busunternehmen Heigl sich Ende 2015 von der Linie 708 verabschieden muss. Bei der Neuvergabe der MVV- Linien in einem europaweiten Ausschreibeverfahren kam Heigl nicht mehr zum Zug - wie zwei weitere Unternehmen im Landkreis. "Wir fahren seit 1982 die Linie 708, und jetzt werden wir rausgeschmissen", ärgert sich der 61-Jährige. "Wir haben immer alle Anforderungen erfüllt und in moderne Fahrzeuge investiert. So eine Kiste kostet 300 000 Euro." Noch weiß Tziutzukis nicht, wie es weitergeht.

Kompetente Busfahrer wie Niko Tziutzukis werden die Busunternehmen in Zukunft viele brauchen. Denn der MVV möchte gerne das Angebot an Buslinien deutlich ausbauen. "Der Busverkehr hat eine wichtige Zubringerfunktion zur S-Bahn. Aber darüber hinaus wird es immer mehr eigenständige Busstrecken und Tangentiallinien geben müssen, wenn wir den öffentlichen Nahverkehr in der Region attraktiv halten wollen", sagt Freitag. Seit der Neuordnung des MVV im Jahr 1996 sei die Zahl der gefahrenen Kilometer bereits von 17 auf mehr als 30 Millionen gestiegen. Allein im Landkreis München habe es im abgelaufenen Jahr 26 Prozent mehr Leistungen im Busverkehr gegeben.

Diesen Trend möchte Freitag fortsetzen. Er setzt auf mehr Tangentialverbindungen in der Region, also Strecken, die nicht parallel zu Schienentrassen laufen, sondern nur Verknüpfungen schaffen, etwa zwischen zwei Kreisstädten, zu U-Bahnhöfen in der Münchner Peripherie oder zwischen zwei S-Bahnästen. Dafür gibt es einen Arbeitskreis im MVV. Freitag kann sich vorstellen, in diesem Bereich mehr nach dem Versuch- und Irrtums-Prinzip zu arbeiten. "Wir haben Potenziale an zusätzlichen Fahrgästen, die wir mit attraktivem Busverkehr schneller und günstiger heben können als mit jedem anderen Verkehrsmittel", sagt Freitag. Vorausgesetzt, es gibt genügend qualifizierte Busfahrer.

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