Markt Indersdorf:Zäsur im Rathaus

Die Ära Josef Kreitmeir in Markt Indersdorf geht nach 18 Jahren zu Ende. Um das Amt des Bürgermeisters konkurrieren drei Kandidaten, die sich über die großen Zukunftsaufgaben in der Gemeinde einig sind.

Von Robert Stocker

Markt Indersdorf: Die Gemeinde will die Straßen und Plätze am Kloster Indersdorf neu gestalten. Schneiderturm und Mesnerhaus (im Vordergrund) sind schon saniert. Ziel ist eine Verkehrsberuhigung der Maroldstraße, die nur durch eine Ortsumgehung möglich wird.

Die Gemeinde will die Straßen und Plätze am Kloster Indersdorf neu gestalten. Schneiderturm und Mesnerhaus (im Vordergrund) sind schon saniert. Ziel ist eine Verkehrsberuhigung der Maroldstraße, die nur durch eine Ortsumgehung möglich wird.

(Foto: DAH)

Wer von Dachau auf Markt Indersdorf zufährt, sieht schon von weitem die beiden Türme der Klosterkirche. Seit Jahrhunderten prägen sie das Bild des Ortes. Das gilt auch für das gesamte Kloster, das für die Entwicklung der Gemeinde seit jeher von großer Bedeutung war. Das barocke Ensemble, in dem die Realschule Vinzenz von Paul und die ehemalige Klosterbrauerei mit Gaststätte untergebracht sind, spielt auch in der aktuellen Gemeindepolitik eine Rolle. Straßen und Plätze sollen ein neues Gesicht erhalten, um die Einheit des Ensembles zu betonen. Mesnerhaus und Schneiderturm sind schon saniert, der Platz davor wurde umgestaltet. Die Parkplätze an der Friedhofsmauer gibt es nicht mehr, Sitzbänke und Bäume sollen Spaziergänger zum Verweilen einladen. So ähnlich soll einmal auch der Marienplatz vor der alten Brauerei aussehen. Geplant ist ein barocker Boulevard, auf dem die Fußgänger Vorrang haben. Im Gemeinderat gibt es darüber einen breiten Konsens. Hintergrund ist das Ziel, den Durchgangsverkehr aus dem Klosterbereich zu verbannen. Denn der schadet den ehrwürdigen Klostermauern. Schwere Lastwagen setzen ihnen durch die Erschütterungen besonders zu.

Voraussetzung dafür ist ein anderes Projekt, das den neuen Gemeinderat in den nächsten Jahren beschäftigen wird: die Indersdorfer Südost-Umgehung, ohne die die Verkehrsberuhigung auf dem Klostergelände nicht möglich ist. Kein ganz einfaches Unterfangen, weil der Straßentrasse die Zugstrecke der Linie A (die von April an elektrifiziert und zur S 2 Altomünster ausgebaut wird) und ein Bach im Wege stehen. Folglich muss die Umgehungsstraße, die von einem neuen Kreisverkehr am Eingang des Gewerbegebiets bis zum Kreisverkehr hinterm Krankenhaus und dann weiter bis zur Cyclostraße gebaut werden soll, durch einen Tunnel oder über eine Brücke führen. Die Planung läuft derzeit auf eine Brücken-Lösung hinaus. Der Grunderwerb für die Trasse ist aber noch nicht abgeschlossen.

Ein Dauerbrenner in der Gemeindepolitik ist der Umbau des Marktplatzes. Der gibt ein Bild des Jammers ab: Er besteht im Prinzip aus einem großen Parkplatz, auf dem die Kunden von Geschäften kaum einen Stellplatz finden, weil er von vielen Dauerparkern belegt ist. Schon vor Jahren gab es für die Umgestaltung relativ konkrete Pläne, doch das Projekt scheiterte an den Kosten. Die Gemeinde hat deshalb einen Teil des Holdenried-Anwesens hinter dem Rathaus verkauft und will den Erlös in den Umbau stecken. Auch die Marktplatz-Anlieger werden sich an den Kosten beteiligen müssen. Probleme sind vermutlich programmiert, denn die Beiträge nach der Straßenausbau-Satzung sind nicht unerheblich. Das bekamen auch die Anlieger bei der Sanierung der Ludwig-Thoma-Straße zu spüren. Um einen breiten Konsens zu finden, müssen die Bürger frühzeitig an der Planung beteiligt werden, fordert die Gruppierung Um(welt)denken im Gemeinderat. Die anderen Fraktionen sehen das ähnlich.

Zu den wichtigsten Projekten in der Kommune gehört außerdem der Breitbandausbau. Die Anschlüsse für ein schnelles Internet sollen "bis zum letzten Kuhstall" verlegt werden, lautet das ehrgeizige Ziel der Gemeinde. Sie will einen "kommunalen Betrieb in Eigenregie" gründen, der die Anschlüsse bis zur Haustür der Internetnutzer verlegt. Das Leitungsnetz soll dann an einen Betreiber verpachtet werden. Die Ausschreibungen laufen bereits.

Wie der neue Bürgermeister heißen wird, der diese Projekte anschieben soll, ist alles andere als sicher. Josef Kreitmeir von den Freien Wählern tritt nach drei Amtsperioden ab. Sein Abschied aus dem Rathaus wäre eine große Chance für die CSU, nach 18 Jahren wieder den Gemeindechef zu stellen. Doch die Partei servierte der Konkurrenz einen aussichtsreichen Bewerber aus den eigenen Reihen. Nach parteiinternen Querelen um seine angestrebte Kandidatur verließ Gemeinderat Hermann Eschenbecher die CSU und geht jetzt als parteiloser Bewerber für die Freien Wähler ins Rennen. Sein Gegner ist der CSU-Gemeinderat Franz Obesser aus Senkenschlag bei Langenpettenbach. Er ist im Hauptort nicht all zu bekannt. Dritter im Bunde ist der SPD-Gemeinderat Hubert Böck, der sich als Elternbeiratsvorsitzender, als Sprecher für die Interessen der Jugend und im Sportverein einen Namen gemacht hat. Die Wahl dürfte also ziemlich spannend werden. Viele rechnen mit einer Stichwahl.

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