Markt Indersdorf:Wühlmäuse stoppen Fußballtraining

Markt Indersdorf: Martin Schmeller (Mitte) und seine Jugendleiter sind ratlos.

Martin Schmeller (Mitte) und seine Jugendleiter sind ratlos.

(Foto: oh)

Der Indersdorfer Trainingsplatz ist komplett untertunnelt und auf unbestimmte Zeit gesperrt.

Von Benjamin Emonts, Markt Indersdorf

Schermäuse zählen zur Gattung der Wühlmäuse und sind leidenschaftliche Gräber. Beim Menschen macht sie diese Eigenschaft nicht unbedingt beliebt, wie sich in Markt Indersdorf gezeigt hat. Unter dem Trainingsplatz des örtlichen Fußballvereins waren die Schermäuse derartig fleißig, dass schon mehrere Sportler auf dem untertunnelten Boden einbrachen und sich teils schwer verletzten. Nun sahen sich die Verantwortlichen des TSV Indersdorf sogar genötigt, den Platz wegen Unfallgefahr auf unbestimmte Zeit zu sperren.

Nach der Absage des Markt Indersdorfer Gemeinderats an den Bau eines Kunstrasenplatzes im November 2015 ist dies der zweite Rückschlag für den Verein innerhalb weniger Monate. Die Fußballabteilung des TSV Indersdorf, mittlerweile die drittgrößte im Landkreis, hat ein eklatantes Platzproblem. Die vorhandenen Trainingsmöglichkeiten werden der rasant steigenden Mitgliederzahl nicht mehr gerecht, wie Abteilungsleiter Martin Schmeller betont. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand."

Löchrig wie ein Schweizer Käse

Wann der Trainingsplatz wieder freigegeben werden kann, ist ungewiss. Die Schermäuse haben den Untergrund laut Schmeller "über viele Jahre wie einen Schweizer Käse unterminiert. Gerade wenn der Platz weich ist, brechen die oberflächennahen Gänge beim Draufsteigen ein." Allein im vergangenen Jahr hätten sich auf diese Weise mehrere Fußballer schwer verletzt. "Wir können die Gesundheitsgefährdung mit dem jetzt eingetretenen Zustand einfach nicht mehr verantworten."

Um das oberflächennahe Gangsystem der Wühlmäuse dauerhaft zu eliminieren, müssten nach Aussage einer Fachfirma die obersten 25 Zentimeter des Platzes intensiv bearbeitet werden. "Das kann mit Neuansaat bis zu 50 000 Euro kosten und der Platz wäre eine Saison außer Betrieb", sagt Schmeller. Nun müsse der Verein womöglich den benachbarten SV Langenpettenbach um Erlaubnis bitten, dessen Trainingsplatz mitnutzen zu dürfen. Schmeller: "Es ist richtig ärgerlich, dass wir jetzt Geld in die Anmietung externer Flächen stecken müssen, statt sie in die Sanierung oder Weiterentwicklung des eigenen Areals zu investieren."

Der Platzmangel der Indersdorfer Fußballer ist längst zu einem Politikum geworden. Auf der Jahresversammlung stellte Schmeller die Frage, ob sich der Verein trotz der Abfuhr im Gemeinderat weiterhin für den Bau eines Kunstrasenplatzes einsetzen wolle. Die überwältigende Mehrheit von 97 Prozent der Mitglieder sprach sich dafür aus.

Abstimmung im Gemeinderat endet mit Patt

Der TSV Indersdorf wollte gemeinsam mit dem Verein TaF Glonntal für etwa 650 000 Euro einen Kunstrasenplatz auf dem jetzigen Hauptfeld des TSV Indersdorf errichten. Der Bayerische Landessportverband (BLSV) hatte für das Projekt bereits einen Zuschuss von 130 000 Euro in Aussicht gestellt. Die beiden Vereine wiederum wollten ihren Anteil von ebenfalls 130 000 Euro mit einem Kredit finanzieren, für den die Gemeinde eine Bürgschaft übernehmen sollte. Die Kommune selbst hätte den Planungen zufolge 390 000 Euro übernommen.

Doch endete die Abstimmung im Gemeinderat mit einem Patt von zehn zu zehn Stimmen - der Bau wurde nicht genehmigt. Begründet wurde die Ablehnung mit der risikobehafteten Standortwahl des Projekts. Das gesamte Indersdorfer Sportareal liegt im Hochwassergebiet der Glonn, das letztmals im Jahr 2013 überflutet wurde - mit Ausnahme des Hauptplatzes, der etwas höher liegt. Während viele Gemeinderäte die Gefahr einer Überschwemmung mit hohen Schäden sahen, halten die Vereine dieses Risiko für minimal. Den Verantwortlichen des SV Niederroth, der sich ursprünglich am Kunstrasenbau beteiligen wollte, war das Risiko aber auch zu groß - der Verein stieg aus dem Projekt aus.

TSV-Abteilungsleiter Martin Schmeller richtet nun erneut einen Appell an die Kommune. "Die Politiker in Karlsfeld und Dachau haben ja schon vor geraumer Zeit die Antwort gefunden, welche Trainingsflächen Fußballabteilungen unserer Größe haben sollten: einen Kunstrasen." Schließlich sei ein solcher vier Mal so stark belastbar wie ein Rasen-Spielfeld. "Und unterwühlt wird diese Konstruktion auch nicht mehr."

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